§. 2252.
Ein nach §. 2249, §. 2250 oder §. 2251 errichtetes Testament gilt als nicht
errichtet, wenn seit der Errichtung drei Monate verstrichen sind und der Erblasser
noch lebt.
Beginn und Lauf der Frist sind gehemmt, solange der Erblasser außer Stande
ist, ein Testament vor einem Richter oder vor einem Notar zu errichten.
Tritt im Falle des §. 2251 der Erblasser vor dem Ablaufe der Frist eine
neue Seereise an, so wird die Frist dergestalt unterbrochen, daß nach der Beendigung
der neuen Reise die volle Frist von neuem zu laufen beginnt.
Wird der Erblasser nach dem Ablaufe der Frist für todt erklärt, so behält
das Testament seine Kraft, wenn die Frist zu der Zeit, zu welcher der Erblasser
den vorhandenen Nachrichten zufolge noch gelebt hat, noch nicht verstrichen war.
§. 2253.
Ein Testament sowie eine einzelne in einem Testament enthaltene Verfügung
kann von dem Erblasser jederzeit widerrufen werden.
Die Entmündigung des Erblassers wegen Geistesschwäche, Verschwendung oder
Trunksucht steht dem Widerruf eines vor der Entmündigung errichteten Testaments
nicht entgegen.
§. 2254
Der Widerruf erfolgt durch Testament.
§. 2255.
Ein Testament kann auch dadurch widerrufen werden, daß der Erblasser in
der Absicht, es aufzuheben, die Testamentsurkunde vernichtet oder an ihr Verände-
rungen vornimmt, durch die der Wille, eine schriftliche Willenserklärung aufzuheben,
ausgedrückt zu werden pflegt.
Hat der Erblasser die Testamentsurkunde vernichtet oder in der bezeichneten
Weise verändert, so wird vermuthet, daß er die Aufhebung des Testaments beab-
sichtigt habe.
§. 2256.
Ein vor einem Richter oder vor einem Notar oder nach §. 2249 errichtetes
Testament gilt als widerrufen, wenn die in amtliche Verwahrung genommene Urkunde
dem Erblasser zurückgegeben wird.
Der Erblasser kann die Rückgabe jederzeit verlangen. Die Rückgabe darf nur
an den Erblasser persönlich erfolgen.
Die Vorschriften des Abs. 2 gelten auch für ein nach §. 2248 hinterlegtes
Testament; die Rückgabe ist auf die Wirksamkeit des Testaments ohne Einfluß.
§. 2257.
Wird der durch Testament erfolgte Widerruf einer letztwilligen Verfügung
widerrufen, so ist die Verfügung wirksam, wie wenn sie nicht widerrufen worden wäre.
Reichs-Gesetzbl. 1896. 85