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§. 103d.
Die Handwerkskammer kann sich nach näherer Bestimmung des Statuts
bis zu einem Fünftel ihrer Mitgliederzahl durch Zuwahl von sachverständigen
Personen ergänzen und zu ihren Verhandlungen Sachverständige mit berathender
Stimme zuziehen.
Die Handwerkskammer ist berechtigt, aus ihrer Mitte Ausschüsse zu bilden
und mit besonderen regelmäßigen oder vorübergehenden Aufgaben zu betrauen.
Die Ausschüsse können zu ihren Verhandlungen Sachverständige mit berathender
Stimme zuziehen.
§. 103e.
Der Handwerkskammer liegt insbesondere ob:
1. die nähere Regelung des Lehrlingswesens;
2. die Durchführung der für das Lehrlingswesen geltenden Vorschriften
zu überwachen;
3. die Staats- und Gemeindebehörden in der Förderung des Handwerkes
durch thatsächliche Mittheilungen und Erstattung von Gutachten über
Fragen zu unterstützen, welche die Verhältnisse des Handwerkes berühren;
4. Wünsche und Anträge, welche die Verhältnisse des Handwerkes berühren,
zu berathen und den Behörden vorzulegen, sowie Jahresberichte über
ihre die Verhältnisse des Handwerkes betreffenden Wahrnehmungen zu
erstatten;
5. die Bildung von Prüfungsausschüssen zur Abnahme der Gesellen-
prüfung (§. 131 Absatz 2);
6. die Bildung von Ausschüssen zur Entscheidung über Beanstandungen
von Beschlüssen der Prüfungsausschüsse (§. 132).
Die Handwerkskammer soll in allen wichtigen, die Gesammtinteressen des
Handwerkes oder die Interessen einzelner Zweige desselben berührenden Angelegen-
heiten gehört werden.
Sie ist befugt, Veranstaltungen zur Förderung der gewerblichen, technischen
und sittlichen Ausbildung der Meister, Gesellen (Gehülfen) und Lehrlinge zu
treffen, sowie Fachschulen zu errichten und zu unterstützen.
§. 103f
Die Innungen und Innungsausschüsse sind verpflichtet, den von der
Handwerkskammer innerhalb ihrer Zuständigkeit erlassenen Anordnungen Folge
zu leisten.
Soweit die Bestimmungen des Statuts der Innungen und der Innungs-
ausschüsse oder die von der Innungsversammlung zur näheren Regelung des
Lehrlingswesens erlassenen Vorschriften (§. 93 Absatz 2 Ziffer 5) mit den An-
ordnungen, welche von der Handwerkskammer in Ausübung ihrer gesetzlichen Be-
fugnisse getroffen werden, in Widerspruch treten, sind sie unverbindlich.
Reichs-Gesetzbl. 1897. 110