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stand der Anklage bilden, auf seinen Antrag die Uebernahme einer Vertheidigung
vor dem Militärgerichte vom Gerichtsherrn zu gestatten, wenn nicht eine Ge—
fährdung militärdienstlicher Interessen oder eine Gefährdung der Staatssicherheit
zu besorgen ist. Gegen die Versagung der Genehmigung steht dem Antragsteller
die Rechtsbeschwerde an die oberste Militärjustizverwaltung zu; der Fortgang des
Verfahrens wird durch die Einlegung der Rechtsbeschwerde nicht gehemmt.
§. 342.
Bevor im einzelnen Falle ein Vertheidiger von Amtswegen bestellt wird,
ist, sofern nicht Dringlichkeit obwaltet, der Angeklagte zu befragen, ob er besondere
Wünsche in Betreff der Person des zu bestellenden Vertheidigers zu äußern habe.
Die vorgebrachten Wünsche sind nach Moglichkeit zu berücksichtigen.
§. 343.
Die Bestellung eines Vertheidigers unterbleibt, oder ist, falls sie bereits
erfolgt war, zurückzuziehen, wenn der Angeklagte einen von ihm gewählten Ver-
theidiger benennt, welcher den Erfordernissen des §. 341 entspricht und zur Ueber-
nahme der Vertheidigung bereit ist.
§. 344.
Nach Abschluß des Ermittelungsverfahrens müssen dem Vertheidiger die
Untersuchungsakten auf Verlangen vorgelegt werden.
Sofern keine Bedenken entgegenstehen, können die Akten mit Ausnahme
der Ueberführungsstücke dem Vertheidiger in seine Wohnung verabfolgt werden.
§. 345.
Dem verhafteten Angeklagten ist schriftlicher und mündlicher Verkehr mit
dem Vertheidiger gestattet.
Solange die Anklage nicht erhoben ist, kann der Gerichtsherr schriftliche
Mittheilungen zurückweisen, falls deren Einsicht ihm nicht gestattet wird.
Bis zu demselben Zeitpunkte kann der Gerichtsherr, sofern die Verhaftung
nicht lediglich wegen Verdachts der Flucht gerechtfertigt ist, anordnen, daß den
Unterredungen mit dem Vertheidiger ein Kriegsgerichtsrath oder Gerichtsoffizier
beiwohne.
§. 346.
Bleibt in einem Falle der nothwendigen Vertheidigung (§. 338) oder in
einem Falle, in welchem das Gericht die Vertheidigung für sachgemäß erachtet
hat (§. 339), der bestellte oder gewählte Vertheidiger in der Hauptverhandlung
aus, so muß die Verhandlung ausgesetzt werden. An Stelle des Wahlvertheidigers
ist in einem solchen Falle demnächst ein Vertheidiger von Amtswegen zu bestellen.
Wird durch die Schuld des Vertheidigers eine Aussetzung erforderlich, so
sind demselben, vorbehaltlich dienstlicher Ahndung, die hierdurch verursachten Kosten
aufzuerlegen.