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§. 127.
Der Kapitän ist ermächtigt, jederzeit die Sachen der Schiffsleute, welche
der Betheiligung an einer strafbaren Handlung verdächtig sind, zu durchsuchen.
Der Kapitän ist ferner ermächtigt, denjenigen Schiffsmann, der sich einer
der im §. 70 Nr. 3 und im §. 93 Abs. 2, 3 bezeichneten strafbaren Handlungen
schuldig macht, festzunehmen. In den Fällen des §. 70 Nr. 3 ist er hierzu ver-
pflichtet, wenn das Entweichen des Thäters zu besorgen steht. In den Fällen
des §. 93 Abs. 2, 3 ist von einer Einsperrung abzusehen, sofern sich das Schiff
auf hoher See befindet.
Der Thäter ist unter Mittheilung der aufgenommenen Verhandlungen an
dasjenige Seemannsamt, bei welchem es zuerst geschehen kann, abzuliefern.
Wenn im Auslande das Seemannsamt aus besonderen Gründen die Uebernahme
ablehnt, so hat der Kapitän die Ablieferung bei demjenigen Seemannsamte zu
bewirken, bei welchem es anderweit zuerst geschehen kann.
In dringenden Fällen ist der Kapitän, wenn im Ausland ein Seemanns-
amt nicht rechtzeitig angegangen werden kann, ermächtigt, den Thäter der
fremden Behörde behufs dessen Uebermittelung an eine zuständige deutsche Behörde
zu übergeben. Hiervon hat er bei demjenigen Seemannsamte, bei welchem es
zuerst geschehen kann, Anzeige zu machen.
Sechster Abschnitt.
Allgemeine Vorschriften.
§ 128.
Jedes Seemannsamt ist verpflichtet, die gütliche Ausgleichung der zu
seiner Kenntniß gebrachten, zwischen dem Kapitän und dem Schiffsmanne be-
stehenden Streitigkeiten zu versuchen. Insbesondere hat das Seemannsamt, vor
welchem die Abmusterung des Schiffsmanns erfolgt, hinsichtlich solcher Streitig-
keiten einen Güteversuch zu veranstalten.
§. 129.
Der Schiffsmann darf den Kapitän vor einem ausländischen Gerichte
weder strafrechtlich noch civilrechtlich belangen, sofern gegen ihn ein Gerichtsstand
im Inlande begründet ist. Handelt er dieser Bestimmung zuwider, so ist er
nicht allein für den daraus entstehenden Schaden verantwortlich, sondern er
wird außerdem der bis dahin verdienten Heuer verlustig.
Er kann in den Fällen, die keinen Aufschub leiden, die vorläufige Ent-
scheidung des Seemannsamts nachsuchen. Die Gelegenheit hierzu darf der
Kapitän ohne dringenden Grund nicht versagen. Auch dem Kapitän steht unter
denselben Voraussetzungen, wie dem Schiffsmanne, die Befugniß zu, die Ent-
scheidung des Seemannsamts nachzusuchen.
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