8 Bajoarien unter dem Agilolf. Garibald I.
nichts den Staatsvortheilen der Franken Nachtheiliges zu unter-
nehmen und bei der Wahl ihrer National-Herzöge die Zu-
stimmung des fräukischen Hofes einzuholen.
& 7. Als der erste geschichtlich beglaubigte Herzog oder
König) Bajoariens erscheint Garibald 1 (554—595), aus
dem edelsten der bajoarischen Geschlechter, dem agilolfingischen,
entsprossen, welches neuere Forscher von dem Schyren Arnulf
(Wulf, Welf, daher Agilolfinger = Arnulfinger, d. s. Sprößlinge
oder Abkömmlinge des Arnulf), einem Bruder jenes Odoacer ab-
leiten, welcher dem weströmischen Reiche (476) ein Ende, machte.
Dieser Garibald?), dem die Volkssage (bei Aventin) mehrere
Theodone aus dem agilolfingischen Geschlechte als Vorgänger
in der bajoarischen Herzogswürde gibt, hatte sich längere Zeit
am fränkischen Hofe aufgehalten und daselbst des Longobarden-
königs Wacho') Tochter, Waldrade, Gemahlin des Franken-
königs Theodobald 10), kennen gelernt, mit der er im Jahre
555 zu einer Che schritt?“). Dem Christenthume, zu dem er
schon während seines Aufenthaltes am fränkischen Hofe über-
getreten war, aufrichtig zugethan, trug er von Reginisburg
(Regensburg) aus, wo er gewöhrlich residirte, nach Kräften zu
dessen Ausbreitung in Bajoarien bei, und in gleichem Geiste wirkte
seine Tochter Theodelinde, die, nachdem sie (590) Antharis,
den König der Longobarden geehlicht hatte, die Longobarden von
*) Paul Warnefried legt in seiner longobardischen Geschichte dem
Garibald den Königstitel bei, woraus jedoch nicht dessen Unabhängig-
keit vom fränkischen Hofe gefolgert werden darf.
*“) Ob die Ehe Waldradens mit Garibald noch bei Lebzeiten ihres
rechtmäßigen Gemahls Theodobald, der sie verstoßen hatte, geschlossen worden.
sei, oder nach dessen im Jahre 555 erfolgten Tode, läßt sich nicht mehr er-
mitteln. Paulus Diakonus erzählt nämlich (I, 24), daß Waldrada an
Theodobald vermählt gewesen, „der sie aber, da sie ihm zuwider war, einem
seiner Leute (uni ex suis), Namens Garipald, zur Ehe gab.“ Gregor von
Tours (IV, 9) dagegen berichtet: „Theodobalds Reich erhielt (dessen Groß-
onkel) König Chlothar, der Buletrada, die Gemahlin desselben, seinem Lager
gesellte, aber von den Bischöfen deshalb hart angefochten, verließ er sie und
gab ihr zum M#nne den Herzog Garivald.“ Beide Schriftsteller sind hier
die einzigen Quellen.