16 Vajoarien unter dem Agilolfinger Tassiko II.
Vaters (22. Okt. 741) ihren Bruder Gripho, der aus der Ehe
Karl Martells mit Sunhilde entsprungen war, von dem väter-
lichen Erbe aus und brachten Mutter und Sohn in Gewahrsam.
Als die gewaltthätigen Brüder nun auch noch die Freiheit ihrer
leiblichen Schwester Chiltrude bedrohten, floh diese auf den
Rath ihrer Stiefmutter nach Bajoarien zu Odilo und klagte
diesem die Härte ihrer Brüder. Odilo nahm die flüchtige Prin-
zessin zur Frau und wandte Gripho seinen Beistand zu. In
dem darauffolgenden Kriege ward Odilo trotz der Unterstützung,
welche ihm Theobald, der Herzog der Alemannen, und Hunald,
der Herzog der Wasken (eines aus Spanien nach Aquitanien
eingewanderten Volkes), gewährten, am Lechfluße besiegt, ge-
fangen und nach Austrasien abgeführt (743). Auf Chiltrude's
Bitte erhielt er zwar das Herzogthum Bajoarien zurück, mußte
sich jedoch verpflichten, nie wieder gegen das Frankenreich die
Waffen zu führen. Odilo kam dieser Verpflichtung getreulich
nach bis zu seinem Lebensende (748).
15. Da Tassilo II (748—788) bei dem Tode seines
Vaters Odilo erst fünf Jahre zählte, so ergriff die Herzogin-
Wittwe Chiltrude im Namen ihres Söhnleins die Zügel der
Regierung. Das Mißvergnügen, welches hierüber im Lande
entstand, schien dem unruhigen Gripho günstig, um mit Hilfe
der von ihm aufgewiegelten Sachsen und Alemannen das
Herzogthum Bajoarien an sich zu reißen. Schon war es ihm
gelungen, Tassilo und seine Mutter aus Bajoarien zu ver-
treiben, als der Majordom Pippin der Kleine mit einem
ansehnlichen Heere eintraf und den Rebellen zur Unterwerfung
nöthigte. Die drei Hauptführer der Bewegung, der Franke
Gripho, der Alemannenherzog Landfried und der Graf
Suitgar von Hirschberg, der in den fränkischen Gauen nörd-
lich der Donau begütert war, wurden an Pippin ausgeliefert.
Dafür gab dieser den jungen Tassilo, unter seine und der
Mutter Chiltrude Vormundschaft gestellt, den Bajoariern wieder
als Herzog.
Als Tassilo's Mutter Chiltrude (754) starb, zog Pippin,
der inzwischen den blödsinnigen Merovinger Childerich III vom