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Prinz an allem teilnahm, und dabei die Ruhe und Gleichmäßig-
keit im Charakter beglückten die Prinzessin, die ihn herzlich liebte.
Die in Brünn ermietete möblierte Wohnung wurde am
27. Januar bezogen. Sie lag im Hause des Hofrates Chlumetzkh,
Vaters des späteren Präsidenten des österreichischen Abgeordneten-
hauses, und war durchaus nicht fürstlich; aber die beiden Prin-
zessinnen waren einfach und anspruchslos, Prinzessin Carola
überdies mit ihrem bräutlichen Glücke und den täglichen Briefen
zu sehr beschäftigt, um sich viel mit Außerlichkeiten aufzuhalten.
In Brünn kam Gräfin Gabriele Sermage, spätere Freifrau
von Hackelberg, als Hofdame zur Prinzessin Wasa und erwarb
sich durch ihre hübsche äußere Erscheinung, durch geraden Sinn,
Frische, Lebendigkeit und Geistesfülle rasch die Zuneigung des
kleinen Hofes.
Nicht aus äußeren Rücksichten, sondern aus schnell erblühen-
der, reiner, herzlicher Zuneigung war das Bündnis der Verlobten
hervorgegangen; es fehlte deshalb bei dem glücklichen Braut-
paare nicht an Ausbrüchen fröhlichen ÜUbermutes. Prinz Albert,
Prinzessin Carola und ihre Begleiterin, Gräfin Sermage, zählten
zusammen nicht ganz 64 Jahre, und war es kein Wunder, daß
sie nicht immer eine sehr gesetzte Gesellschaft bildeten. Bei Spazier-
gängen kam es vor, daß über Gräben gesprungen wurde; als sich
eine schöne, breite Allee vollkommen menschenleer zeigte, rief die
Prinzessin: „Hier ließe sich ein herrlicher Dauerlauf machen“, und
im Augenblicke hatte Prinz Albert eine der beiden Damen an
jeder Hand, und vorwärts ging es im raschesten Tempo, bis das
Ende der Allee atemlos erreicht war.
In den ersten Tagen des Februar war Prinz Albert wieder