Full text: Landeskunde des Königreiches Sachsen. Ausgabe A.

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dürftigem Unterholz auf und heben ihre dunklen Schirme zu dem 
blauen Luftgewölbe empor. Einzelne stattliche Bäume sind in dem 
Holzschlage geschont worden und blicken nun wie Patriarchen segnend 
über die jungen Baumgeschlechter der Heide. Denn die sperrigen 
Astchen der Erika mit ihren zartgrünen Blätterschuppen und lichtroten 
Blütenähren umziehen die Wurzeln, festigen den flüchtigen Sand und 
locken Züge von summenden Bienen herbei. Wo sich in feuchten 
Gründen aber das Wasser staut, bilden sich auch moorige Lager in 
der Dresdner Heide. Sumpf= und Wasservögel nisten nun in den 
Lachen, Singvögel beleben die Kieferkronen, das Eichhorn löst die 
Samen aus den Zapfen, und das Rehwild streicht durch lichtes 
Gesträuch. Ein herrlicher Duft strömt aus der Heide, wenn die 
Sonne sie bestrahlt, so daß sie für Dresden nicht bloß eine Spenderin 
des harzreichen Holzes, sondern auch eine unerschöpfliche Quelle reiner 
Waldluft wird. Immer weiter dringen daher auch die Bewohner 
der Hauptstadt in das Waldrevier vor, um namentlich in den 
Sommermonaten die Lungen zu kräftigen und das Blut zu läntern. 
So sind aus kleinen unbedentenden Heidedörfern in unseren Tagen 
Luftkurorte mit prächtigen Villen (Klotzsche, Langebrück) geworden. 
Ja, die Stadt Dresden selbst hat die Heide bereits erreicht und 
erfaßt. Denn die neuen großartigen Militärbauten haben sich ihrem 
Saume eingefügt. Für die Fuß= und berittenen Truppen wurden 
palastähnliche Kasernen (Artillerie-, Pionier-, Train-, Kavallerie-, 
Schützen- und Infanteriekasernen) errichtet. Die Pferde sind in lang- 
gezogenen Stallgebäuden untergebracht worden. Auf den umfang- 
reichen Hofräumen oder freien Plätzen turnen und exerzieren die 
Truppen. Die Kadetten erhalten Unterricht in einem stattlichen Schul- 
gebäude im bewaldeten Prießnitztal, und die Offiziere treffen sich in 
prächtig ausgestatteten Kasinos (Gesellschaftszimmern). Eine Dampf- 
mühle und Brauerei, ein Schlachthof und eine Dampfwaschanstalt 
sorgen für die leiblichen Bedürfnisse der Truppen. Im Arsenal 
aber, einem schloßähnlichen Bau mit vier stolzen Ecktürmen, stehen in 
den niederen Seitenschuppen 1500 Armeefuhrwerke, in den gewölbten 
Hallen des Erdgeschosses werden 300 Feldgeschütze verwahrt, und in 
den oberen Stockwerken liegen 200 Tausend blanke Schuß= und 
Hiebwaffen aufgespeichert. In den Militärwerkstätten für Holz= und 
Eisenarbeiten und für Bereitung der Munition kann der Waffen- 
vorrat jederzeit ergänzt und bedeutend verstärkt werden. Durch diese 
Militäranlagen ist ein vollständig neuer Stadtteil im Nordosten von 
Dresden entstanden, der die Macht= und Kraftentfaltung unserer vater- 
ländischen Wehrkraft zeigt und mit Recht und Ehren den Namen unseres 
verstorbenen Landesherrn, des tapfern, deutschen Feldmarschalls, führt. 
Diese „Albertstadt“ am Prießnitzgrunde, im Rücken vom 
ernsten Heidewald umrahmt, will die Werke der Kunst 
und Wissenschaft, die kostbaren Schätze früherer Jahr- 
hunderte, die Früchte des bürgerlichen Fleißes und die 
Ehre und Freiheit unseres Vaterlandes mächtig schirmen.
	        
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