140 Oesterrtich — Ungarn.
slovakischer Bezirk“ anzuerkennen und zu diesem Zweck die Comitate nach
der Nationalität zu arrondiren; 3) in diesem Bezirk soll die slovakische
Sprache das einzige Medium des öffentlichen und bürgerlichen Verkehrs,
die allein herrschende in Kirche und Schule sein, und ein Appellations-,
sowie ein Wechselgericht organisirt werden; 4) Aufhebung aller jener Gesetze,
welche der Gleichberechtigung der Nationalitäten entgegenstehen — also derer
namentlich, welche die magyarische Sprache für Aleinberechtigt auf dem
Landtag, in den Comitatscongregationen, in königlichen Reseripten, in der
Abfassung der Gesetzartikel, in den Erlassen der ungarischen Hofkanzlei und
Statthalterei, bei den Gerichten und Consistoricn erklären; 5) Ausarbeitung
eines slovakischen Textes aller Gesetze durch den Lanrtag selber; 6) Errich-
tung einer slovakischen juridischen Akademie und eines Katheders für flavische
Sprache an der Pesther Universität, sowie Unterstützung der slovakischen
Bildungsanstalten auf Landeskosten; 7) Erlaubniß, literarische Institute frei
gründen und Geldsammlungen dafür eröffnen zu dürfen; 8) ungehinderter
Gebrauch des slavischen Idioms für die in magyarischen Comitaten zer-
streuten Slovakengemeinden; 9) Vertretung der Slovaken als Natien bei
der Magnatentafel“. ·
7. Juni. Beginn der Spezialdebatte des Unterhauses über den Deak'schen
Adreßentwurf. Statt der Anrede „Allerdurchlauchtigster Kaiser
und König“ wird mit großer Mehrheit „Allerdurchlauchtigster Herr“
beschlossen und auf Nyary's Antrag im Protokell speziell aus-
gesprochen, daß die Adresse an den faktischen Herrscher gerichtet sei.
12. „ Im Unterhause werden die letzten Sätze des Deak'schen Adreß-
entwurfs, welche oie Abdication K. Ferdinands und des Erzherzogs
Franz Karl betreffen, in namentlicher Abstimmung mit 134 gegen
120 Stimmen verworfen und ein von Varady eingelangtes Amen-
dement, daß der Landtag bis zu seiner Vervollständigung sich in
Verhandlungen über die Abdankungsurkunden nicht einlassen, wie über-
haupt über die Thronveränderungsfrage sich nicht aussprechen könne,
angenommen. Die Adresse ist damit faktisch zu einem „Beschlusse“
umgewandelt. Deak und ein großer Theil seiner Anhänger ver-
lassen den Saal. — Motion von Eötvös bezüglich der Nationalitäten.
20. „ Die Magnatentafel nimmt die ihr zur Mittheilung übermachte
Adresse des Unterhauses einstimmig an.
Das Unterhaus genehmigt die Judercurial-Beschlüsse mit 152
gegen 70 Stimmen und setzt über die Steuerfrage eine Commission
von 21 Mitgliedern nieder, deren Mehrzahl der Beschlußpartei
angehört.
Das Unterhaus beschließt auf den Antrag Nyary's einstimmig,
daß — da nach Einführung der parlamentarischen Regierungsform
und Wiederherstellung des vrerantwortlichen Ministeriums außer dieser
einen Adresse keine solche mehr an den nicht-verantwortlichen Fürsten
abgesendet wird — die gegenwärtige Adresse hinsichtlich der vem
Landtage geforderten und als wiederhergestellt betrachteten ungarischen
Verfassung kein Präjudiz bilde. Die Adresse soll Sr. Maj. durch
die Präsidenten beider Häuser des Landtags, offen, ohne Siegel
und Couvert überreicht werden.
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