Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zweiter Jahrgang. 1861. (2)

4. Frankreich. 
1. Jan. Neujahrsrede des Kaisers: „Ich sehe der Zukunft mit Ver- 
7. 
47. , 
trauen entgegen, überzeugt, daß das freundschaftliche Einvernehmen 
der großen Mächte die Erhaltung des Friedens sichern wird, wel- 
cher das Ziel aller meiner Wünsche ist". 
Circulardepesche Thouvenel's an die diplomatischen Agenten 
Frankreichs bezüglich Gaeta: 
„Als der Kaiser sich entschloß, seine Escadre im Mittelmeer vor Gaeta 
zu schicken, beäbsichtigte S. M., dem Könige Franz II. ein Zeugniß seiner 
persönlichen Theilnahme zu geben, indem er vorläufig den Ausgang aus 
diesem Platze offen hielt. Allein der Gedanke der Regierung S. M. ging keines- 
wegs dahin, sich in einen Kampf einzumischen, dem sie bis dahin fremd geblieben 
war und dem sie auch fernerhin fremd zu bleiben wünschte. Wir 
wollten indeß keinen Entschluß fassen, ohne vorher dem Könige Franz II. 
die Erwägungen zur Kenntniß zu bringen, die uns denselben auferlegten, 
und ohne ihm Zeit zu lassen, seinerseits diejenigen Anordnungen zu treffen, 
die er für angemessen erachten möchte. Wir haben ihm diejenigen Räthe 
ertheilt, die uns von dem gefährlichen Stand seiner eigenen Angelegenheiten 
eingegeben waren und, wie wir meinen, auch durch das wohlverstandene 
Interesse seiner eigenen Zukunft, sofern ihm die Vorsehung einen Umschlag 
des Glückes vorbehalten haben sollte.. Es war uns indeß peinllch, so 
sehr wie es die Umstände erheischten, in ihn zu dringen.. Wir dach- 
ten, wenn es uns gelänge, diesen Souverän zu einem Wassenstillstand zu 
bewegen, so könnte er inzwischen sich über die wahre Sachlage aufklären 
und möchte freiwillig darauf verzichten, neuerdings zu den Waffen zu grei- 
sen. Da indeß unße erste Vorschlag für den Abschluß eines Waffenstill- 
standes vom Könige Franz II. nicht angenommen ward, so konnte die Re- 
gierung des Kalsers nicht länger anstchen, einen von den Umständen gebie- 
terisch verlangten Entschluß zu fassen und sie sormulirte daher eine neue 
Proposition. Von einem Waffenstillstande ausgehend, dessen Ende auf den 
19. d. M. firirt ist, implicirt sie die sosertige Absahrt unserer Escadre bis 
auf ein Schiff, das als Gerant des Waffenstillstandes so lange dort zu ver- 
weilen hätte. Sollte der K. Franz II. auch diesen Vorschlag ablehnen, se 
würde die franz. Escadre zwar auch dann erst nach Verlauf von 8 Tagen 
absegeln, aber in diesem Fall bis auf das letzte Schiff. 
Der Moniteur kündigt die Abfahrt der franz. Flotte von Gaeta 
auf den 19. Januar an: 
„.. Schon von Ende Oktober an wurde Vizeadmiral de Tinau veran- 
laßt, Franz II. mitzutheilen, daß unsere Schiffe nicht auf unbestimmte Zeit 
vor Gaeta bleiben könnten, um als theilnahmslose Zeugen einem Kampse, 
der nur mit großem Blutvergießen endigen würde, beizuwohnen. Man 
machte diese Bemerkung zu wiederholten Malen Sr. sic. Maj., deren. Ehre
	        
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