Ausferdeutsche änder — Frankreich. 185
Dagegen „steht die Regierung des Kaisers nicht an, die Zusicherung
zu geben, daß sie ihrerseits keiner Combination beitreten wird, die
mit ihrer Achtung für die Unabhängigkeit und die Würde des hl.
Stuhls und mit dem Zwecke der Anwesenheit der franz. Truppen
in Rom unvereinbar wire“.
7. Junit Schlußconferenz der Großmächte in Constantinopel über die
Organisation des Libanon; Frankreich unterliegt mit seiner Forde-
rung, daß der Gourcrneur nicht blos ein Christ, sondern auch ein
Eingeborner sein müsse.
„ Eine Depesche Thouvenel's an den franz. Gesandten in Rom
spricht sich etwas deutlicher über die Beweggründe aus, warum
Frankreich auf die Vorschläge Oesterreichs und Spaniens nicht ein-
gehen zu können geglaubt habe:
„.. Die erste Voraussetzung bestände darin, auf die vollendeten That-
sachen keinerlei Rücksicht zu nehmen, d. h. die katholischen Mächte würden
die römische Frage unter sich ohne Italien und ohne seine Betheiligung
reguliren. Allein was anderes wäre ein solches System, als die milite-
rische Intervention mit allen ihren Gefahren, mit Gefahr für den Welt-
frieden, kurz mit allen den Verwickelungen, deren Dauer und Tragweite
nicht zu berechnen wäre? Die Regicrung des Kalsers konnte ihrerseits nicht
die Hand bieten zu einem Arrangement, das solchen Eventualitäten die
Thüre öffnen würde“.
8.
19. „ Frankreich erklärt sich wie England gegenüber den nordamerika-
nischen Wirren für neutral.
„ Thouvenel protestirt in einer Depesche an den franz. Consul in
Cagliari gegen Annexrionsabsichten Frankreichs auf die Insel
Sardinien.
15. „, Die letzten franz. Truppen verlassen Syrien. 9 franz. Schiffe
kreuzen vorerst noch an der syrischen Küste; im Libanon wird ein
Consularagent eingesetzt.
„ Frankreich anerkennt nach Cavour's Tod (6. Juni) das König-
reich Italien als Thatsache. Depesche Thouvenel's an Ricasoli:
„Der König Victor Emannel hat an den Kaiser einen Brief geschrieben,
der bezweckt, von S. M. die Anerkennung als König von Italien zu be-
gehren. Der Kaiser hat diese Mittheilung muil jenen Gefühlen des Wohl-
wollens ausgenommen, welche ihn für Italien beseelen, und S. M. sind
um so geneigter, einen neuen Beweis davon zu liefern und dem Wunsche
des Königs zu willfahren, indem unsere Enthaltung unter den gegenwärti-
gen Umständen irrthümliche Vermuthungen hervorrufen und als ein An-
zeichen einer Politik betrachtet werden könnte, welche nicht diejenige der
kaiserlichen Regierung ist. Aber wenn uns daran gelegen ist, in dieser
Beziehung keine Zweifel über unsere Absichten obwalten zu lassen, so sind
doch Nothwendigkeiten vorhanden, welche wir nicht aus den Augen verlieren
durfen, und wir müssen Sorge tragen, daß unsere Anerkennung auf keine
unrichtige Weise in Italien und in Curopa gedeutet werde. Die Regierung
Sr. Maj. hat zu keiner Zeit ihre Meinung über die Ereignisse verhehlt,
deren Schauplatz im verflossenen Jahre die Halbinsel war. Die Anerken-
nung des Thatbestandes (état des choses), der daraus folgte, könnte somit
keine Verbürgung desselben, noch eine rückwirkende Billigung seiner Politik
11.