Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zweiter Jahrgang. 1861. (2)

202 Außerdeutsche änser — Stalien. 
wensger wollte sie versuchen, diese Anerkennung auf eine heimliche Weise 
durchzusetzen. Emen hohen Werth auf ihre Freundschaft legend und zu- 
gleich auf ihre Loyalität wie auf ihre Weisheit vertrauend, hat sie im 
Gegentheil erklärt, daß sie selbe richten lassen wolle über den Augenblick, 
wenn sie glauben, die Anerkennung des neuen Titels des Königs vorneh- 
men zu können, und zwar in der einzigen Weise, welche ihrer wie unserer 
eigenen Würde entspräche, d. h. offen und officiell. Dieses ehrende und 
zurückhaltende Betragen haben wir insbesondere gegen die Regierungen und 
namentlich gegen Bayern beobachtet, und wir waren geneigt, auch weiterhin 
darin zu verharren, um ihnen zu beweisen, wie sehr wir den Verhällnissen 
ihrer Politik oder ihrer Familienverbindungen Rechnung tragen. Aber 
wenn wir keinen Anspruch darauf machen, ihnen irgend eine Entschließung 
aufzudrängen, 6 ist es uns unmöglich, zu dulden, daß sie unser schonendes 
Verhalten durch ein Verfahren erwidern, bei dem man vergeblich die Ach- 
tung der Schicklichkeit suchen würde“". 
2. Juni. Italienisches Nationalfest. Tagsbefehl des Königs an die 
Armee: « 
„Dreizehn Jahre sind es nun, daß mein erlauchter Vater, indem er den 
Ticino überschritt, um den Befreiungskrieg des Vaterlandes zu beginnen, 
Euch die dreifarbige Fahne mit dem savoyischen Kreuz übergab und ### 
weissagenden -Worte sprach: „„Die Geschicke Italiens gehen der Reife ent. 
gegen““. Mit dieser Fahne habt Ihr dieser glücklichen Weissagung durch 
glänzende Siege entsprochen, einen Augenblick aufgehalten durch feindliches 
Geschick. Aber die Kraft männlicher Tugend und die Beständigkeit in der 
Verfolgung des Ziels ließen sie aufs Neue in entfernten Gegenden gler- 
reich zur Seite der Fahnen der mächtigsten Armeen Europa's wehen. Hier- 
auf habt Ihr, die lombardischen Gefilde durchziehend, noch pon den Erin- 
nerungen an Goito und Pastrengo erfüllt, zuglelch mit den berühmten 
Adlern Frankreichs glänzende Lorbeern errungen. Ein neuer Ruhmesglanz 
hat sich von da an über die ganze Halbinsel verbreitet, und die Völker Jta- 
liens, indem sie sich mit Euch um das Banner der nationalen Unabhängiz, 
keit drängten, haben Werke und Thaten vollbracht, welcher sich unsere späte- 
sten Nachkommen mit Dank und Liebe erinnern werden. Heute sind die 
Schicksale Italiens zur Reise gelangt. Soldaten I. Ich überreiche Euch diese 
neuen Fahnen im Namen des wieder frei gewordenen Italiens. Die Na- 
men der gelieferten Schlachten sind auf ihnen verzeichnet. Euren Tugenden 
vertraue ich diese Zeichen der Treue und Ehre an, auf weschen der Schild 
meines Hauses, berühmt durch 8 Jahrhunderte der Tapferkeit, vereinigt ist 
mit dem Sinnbild der nationalen Erlösung“. 
6. „ Cavour . 
11. „, Ricasoli tritt als Ministerpräsident und Minister des Auswärti- 
gen an die Spitze der italienischen Regierung. 
„ Eine Depesche des französischen Ministers des Auswärtigen an 
den französischen Consul in Cagliari protestirt gegen alle Gerüchte 
über Annerionspläue Frankreichs auf die Insel Sardinien. 
415. „, Frankreich anerkennt das Königreich Italien (s. Frankreich). 
20. „ Das Parlament beschließt mit 229 gegen 9 Stimmen die Ver- 
schmelzung aller Schulden der früheren Staaten Italiens in eine 
einzige italienische Staatsschuld. 
21. „ Portugal anerkennt das Königreich Italien.
	        
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