11. PRußland.
25. Jan. Eine Depesche des Fürsten Gortschakoff spricht sich von vorn-
28.
herein für die von Frankreich gewünschte Verlängerung der Occu-
pation Syriens aus.
Der russische Staatsrath entscheidet sich unter dem Vorsitze des
Kaisers für die von diesem beabsichtigte Aushebung der Leibeigen-
schaft. .
Der Fasching geht in Warschau ohne alle und jede öffentliche Lust-
barkeit hin. Eine dumpfe Stimmung herrscht in der Bevölkerung.
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24. Febr. Die polnische agronomische Gesellschaft spricht sich im Gegen-
25.
27.
28.
satz gegen die bekannt gewordenen Absichten der russischen Regierung
einstimmig dafür aus, daß den Bauern förmliches Grundeigenthum
zu gewähren sei.
„ Unruhen in Warschau.
Neue Unruhen in Warschau. Das Militär schreitet scharf ein.
Der Anblick der Todten bringt die Stimmung der Bevölkerung
plötzlich zum Ausbruch. Die Regierungsgewalt ist wie gelähmt.
Der Fürst-Statthalter von Polen erklärt durch Proclamation an
die Bewohner von Warschau „er habe eine Untersuchung angeordnet,
um die Schuldigen zu entdecken, auf welchen die Verantwortlichkeit
für den gestrigen bedauerlichen Conflikt zwischen Militär und Volk
laste“. Ein „Sicherheitscomité“, das sich aus den angesehensten
Bürgern der Stadt im Einverständniß mit dem Fürsten-Statthalter
gebildet hat, verkündet, daß die Beerdigung der Opfer des 27. Febr.
am 2. März statt finden werde:
„Im Namen der Liebe zum Vaterlande, im Namen der heiligsten, uns
allen theuern Pflichten beschwören wir unsere Mitbürger, die Leichen dieser
Opfer durch die größte Würde, durch die größte Ruhe zu ehren. Be-
wohner von Warschau! Hört auf die Stimme euerer Landsleute".
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Eine mit zahlreichen Unterschriften versehene Adresse an den Kaiser
wird dem Fürsten-Statthalter übergeben:
„Kaiserliche Majestät! Die kürzlich in Warschau stattgehabten Erelgnisse,
der aufgeregte Zustand der Gemüther, welcher sie herworgerufen hatte und
der ihr gefolgt ist, das tiefe Schmerzgefühl, von dem alle durchdrungen
sind, veranlaßt uns im Namen des Landes, mit gegenwärtiger Adresse vor
den Thron Ew. Maj. zu treten, in der Hoffnung, daß das edle Herz
Ew. Majestät die Stimme eines unglücklichen Volkes erhören wird. Diese
Ereiguisse, welche zu beschreiben wir uns enthalten, sind nicht der Aus-