Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierter Jahrgang. 1863. (4)

Zanuar bis März 1864. 343 
scheint kaum möglich, daß Dänemark zu einer späteren Zeit eine bessere Ge- 
legenheit finden würde, Frieden zu schließen. Wie die Dinge jetzt stehen, sind 
Oesterreich und Preußen bereit, den Noten vom 31. Januar treu zu bleiben, 
und die Integrität der dänischen Monarchie aufrecht zu halten. Es ist freilich 
zu erwarten, daß Oesterreich und Preußen die Vereinigung Holsteins mit 
Schleswig vorschlagen, und daß sie geltend machen werden, daß der von bei- 
den Theilen jetzt eingegangene Krieg die Vereinbarungen von 1851 und 1852 
zerrissen habe. An den neutralen Mächten wird es fiin, jene Vereinbarungen 
mit den zu den jetzigen Verhältnissen passenden Modificationen zu unterstützen 
und eine Organisation der Monarchie vorzuschlagen, die sowohl zu einem 
dauernden Frieden führen und die Kraft Dänemarks als eines unabhängigen 
Staates wahren, wie auch die deutschen Unterthanen des Königs zufrieden- 
stellen könnte. Die dänischen Minister müssen sich erinnern, daß, wenn der 
Krieg einmal ausgebrochen ist, die Friedensbedingungen nothwendig von den 
Ereignissen des Kriegs abhängen, und es steht nicht zu erwarten, daß die dä- 
nischen Theile der dänischen Monarchie im Stande sein werden, einen Kampf 
gegen die vierzig Millionen Deutschen, die sich bald gegen Dänemark zusam- 
menschaaren dürften, lange auszuhalten. Aber selbst die Heere Oesterreichs 
und Preußens allein würden der größten Armee, welche Dänemark ins Feld 
zu stellen vermag, sich mehr als gewachsen zeigen. Zur See zwar kann die 
dänische Kriegsflotte den deutschen Handel beunruhigen und schädigen, aber es 
ist nicht wahrscheinlich, daß ein so ausgedehntes und reiches 
Land wie Deutschland lange Zeit seine Schwäche zur See er- 
tragen würde, da dieselbe es in den Augen Europa's herab- 
setzen müßte. Die dänische Regierung denkt vielleicht, daß Oesterreich durch 
seine eigenen Verlegenheiten sich bald gezwungen sehen werde, die Operationen 
gegen Dänemark aufzugeben; aber selbst wenn dies der Fall wäre, und Preußen 
allein im Felde bliebe, so wäre auch Preußen zu stark für Dänemark. Wahr- 
scheinlich aber ist, daß, wenn Preußen eines Beistandes bedürfte, die kleineren 
deutschen Staaten ihm zu Hilfe eilen würden, und wenn sie dies thäten, 
würde es zu weiter reichenden Zwecken als denjenigen Oesterreichs geschehen 
und Dänemark hätte bei einem solchen Tausche nichts zu gewinnen. Nach 
einer Verechnung aller Wahrscheinlichkeiten ersieht Ihrer Majestät Regierung, 
daß es im Interesse Dänemarks ist, eine Conferenz anzunehmen und in einen 
Waffenstillstand zu willigen, der jetzt auf Grundlage des gegenwärtigen mili- 
tärischen Statusquo sich erlangen ließe. Ihrer Majestät Regierung will sich 
aber nicht herausnehmen, einem unabhängigen Staate wie Dänemark irgend 
eine Politik, welche dieser Staat nicht einschlagen will, vorzuschreiben. Wäre 
Ihrer Majestät Regierung gewillt gewesen, sich im Namen Großbritanniens 
zur materiellen Unterstützung Dänemarks zu verpflichten, so hätte Ihrer Ma- 
jestät Regierung das Recht gehabt, zum Entgelt für diesen Beistand die Art, 
wie Dänemark seine gegen Deutschland eingegangenen Verbindlichkeiten er- 
füllen soll, vorzuschreiben. Aber Ihrer Majestät Regierung hat nieiihren 
materiellen Beistand angeboten und so ist sie auch andererseits nicht 
weiter gegangen, als daß sie Dänemark Rathschläge ertheilt hat, mit dem 
aufrichtigsten Wunsche es dadurch, aber ohne irgend ein Versprechen 
materieller Unterstützung, zur Aufrechthaltung seiner Integrität und 
Unabhängigkeit in Stand zu setzen. Es wird an den Räthen des Königs von 
Dänemark sein, zu erwägen, ob die gegenwärtige Empfehlung der britischen 
Regierung befolgt werden soll. Im Bejahungsfalle werden Frankreich, Ruß- 
land und Schweden gewiß und Deutschland wahrscheinlich den Conferenzvor- 
schlag annehmen. Im andern Falle kann Ihrer Majestät Regierung sich keiner 
Zuversicht hingeben, daß Dänemark später eine ebenso günstige Lage zu er- 
warten haben wird.“ 
9. März. (Spanien). Die Regierung legt dem Senate einen Ge-
	        
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