Full text: Europäischer Geschichtskalender. Fünfter Jahrgang. 1864. (5)

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Türkel. 
in aller Freiheit sich kundgeben kann. Zeigt euch, wie immer, als zuverlässige 
Vertheidiger der Ordnung und der Disciplin. Nachdem ich lange Zeit durch 
unabänderliche Geduld die schlimmen Leidenschaften niedergehalten habe, wer- 
det ihr jetzt die Ehre haben, dazu beizutragen, durch eure Energie und loyale 
Haltung dem Lande endlich die Freiheit zu geben, und diejenigen ohnmächtig 
zu machen, welche die Interessen und die Würde unseres Landes compro- 
mittiren. Ossiciere, Unteroffiziere und Soldaten! Ich habe mich immer auf 
euch gestützt, und ihr habt euch immer würdig meines Vertrauens gezeigt. 
Auch dießmal werdet ihr, wie ich nicht zweisle, die Aufgabe erfüllen, welche 
ich eurem Patriotismus anvertraue. Alexander Johann. Der Kriegsminister: 
General Manu.“ 
14. Mai. Zweite Sitzung der Conferenz der Großmächte zu Konstantinopel 
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bez. der rumänischen Klosterfrage. Es wird beschlossen, eine Com- 
mission einzusetzen, welche einen Generalstatus des streitigen Kloster- 
cigenthums aufstellen, dasselbe nach Natur und Ursprung classifi- 
ciren und die Einkünfte sowie die Lasten desselben constatiren soll. 
„ (Donaufürstenthümer). Die Regierung verlangt von sämmt- 
lichen Civilbeamteten die Billigung des Staatsstreichs oder die Ein- 
gabe ihrer Entlassung. In der Metropolie wird ein Tedeum ange- 
ordnet, um für den Entschluß des Fürsten, der dem Volke, wie es 
in dem vorgeschriebenen Gebete heißt, „Freiheit, Brüderlichkeit und 
Gleichheit gibt, Gott zu danken und die Journale werden neben 
der Aufhebung des Preßgesetzes durch rasch auf einander folgende 
Verwarnungen zum Schweigen gebracht. 
„ (Donaufürstenthümer). Das ganze Oberlandesgericht in 
Bucharest gibt seine Entlassung ein. Die meisten Beamten fügen 
sich indeß dem Druck und anerkennen den Staatsstreich. 
„ (Donaufürstenthümer). Allgemeine Volksabstimmung mit 
Ja und Nein über das neue Wahlgesetz und den Zusatz zum Statut. 
Entdeckung einer angeblichen Verschwörung gegen den Fürsten Couza: 
Der Bojar Fürst Sutzos wird in Bucharest, der Phanariot Balsch 
in Jassy verhaftet. 
„ (Tunis). 5 französ. Kriegsschiffe unter dem Vice-Admiral 
Bouez-Willaumez treffen vor Tunis ein. Auch ein starkes italieni- 
sches Geschwader unter Admiral Albini lagert sich vor Tunis. 
„ (Tunis). Die Stadt Sfax an der Seeküste fällt in die Hände 
der Insurgenten. 
„ Die Conferenz der Großmächte zu Konstantinopel beschließt, daß 
eine Veräußerung der rumänischen Klostergüter unzulässig und die 
Einhaltung der Klostereinkünfte nothwendig sei bis zur vollständigen 
Schlichtung des Streites, wovon die rumänische Regierung in Kennt- 
niß zu setzen, damit der Hospodar (so wird Fürst Couza im Pro- 
tocoll bezeichnet) die Gelder nicht anrühre, welche sämmtlich in eine 
unter Aufsicht der Mächte stehende Specialkasse einzuzahlen sind, 
während die aus den Klöstern herrührenden Cultusgegenstände ge- 
wissenhaft aufbewahrt werden sollen.