Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierzehnter Jahrgang. 1873. (14)

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Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. 
kenberg, Most im 16. sächsischen Wahlkreise Chemnitz, Bebel im 17. sächsischen 
Wahlkreise Glauchau-Merane, Motteler im 18. sächsischen Wahlkreise Zwickau- 
Crimmitschau, Liebknecht im 19. sächsischen Wahlkreis Stollberg-Schneeberg, 
York im 22. sächsischen Wahlkreis Reichenbach, York im Wahlkreis Hof, 
Grillenberger im Wahlkreis Nürnberg, Most im Wahlkreis Augsburg, Sauren 
im Wahlkreis Kempen (Rheinland), Joh. Jakoby im Wahlkreis Mainz, 
Bracke im Wahlkreis Braunschweig; außerdem überließ der Congreß den 
Local-Comité's zu Crefeld, Königsberg und im Leipziger Landkreis, Candi- 
daten selbständig aufzustellen, welche als officielle gelten sollen. Damit ist 
allerdings die Liste der von der Partei aufgestellten Candidaten nicht erschöpft, 
doch sollen nur obige Kreise mit Geld und Agitation unterstützt werden; 
einige davon verzichteten übrigens auf Geldunterstützung, so z. B. Augsburg, 
Königsberg, Braunschweig. 
25. Aug. (Deutsches Reich.) Der von der Reichsregierung in An- 
 
regung gebrachte internationale Postcongreß, der im September in 
Bern hätte stattfinden sollen, muß auf den Wunsch Rußlands auf 
künftiges Jahr verschoben werden. Frankreich allein hat die Theil- 
nahme an demselben abgelehnt. 
26.   „ (Preußen.) Der Staatsanz. veröffentlicht die vom Cultminister 
erlassene Instruction für die durch das Gesetz vom 11. Mai ange- 
ordnete wissenschaftliche Staatsprüfung der Candidaten des geistlichen 
Amtes.  
27.—28. „ (Preußen.) Conferenz (die sog. Augustconferenz) orthodoxer 
lutherischer Mitglieder der preuß. Landeskirche in Berlin. Dieselbe be- 
schließt eine Reihe von Thesen für die Aufrechthaltung des Bekenntnißzwan- 
ges, gegen den Protestantenverein und gegen die Maigesetze und schließlich 
eine Adresse an den Kaiser mit der Bitte um die volle Selbständigkeit 
der luth. Kirche und die Redressirung des Urtheils des Oberkirchen- 
raths in der Sydow'schen Angelegenheit, so wie eine weitere Adresse 
an den Kaiser, das Unglück der Civilehe von Preußen abzuwenden. 
Die Conferenz stellt sich in ihren Thesen gegenüber den Maigesetzen 
principiell durchaus auf denselben Boden wie der ultramontane Katho- 
lizismus, wagt es aber schließlich doch nicht, denselben Weg des Wider- 
standes gegen die Staatsgewalt wie die ultramontanen Bischöfe zu 
betreten. 
Die Conferenz zählt über 1000 Theilnehmer. Außer den eifrigsten Häup- 
tern der orthodox lutherischen Kirche, wie Pastor Knaak, Pastor Quistorp 
etc. etc., sind darunter auch der ehemalige Ministerpräsident v. Manteuffel so 
wie die Häupter der feudalen Partei des Herrenhauses, Kleist-Retzow, Senfft- 
Pilsach, Graf Krassow u. A. Die angenommenen Thesen lauten: 
I. Ueber die Stellung der Conferenz zur preuß.  Landeskirche 
(und der von der Regierung beabsichtigten neuen Organisation): „1) Die in 
der Gegenwart hervorgetretenen Bestrebungen, die Selbständigkeit der Kirche 
zu verkümmern und sie in eine ihrem Wesen und ihrer Aufgabe widerstrei- 
tende Abhängigkeit vom Staate zu versetzen; — die Agitation, welche der 
kirchenfeindliche Liberalismus in Aussicht auf die Veränderung der bisherigen 
Grundlagen der Synodalverfassung bereits begonnen hat; — die Unfähigkeit 
des Unionismus zu erfolgreichem Widerstande gegen die immer dreisteren 
Forderungen des Unglaubens; — die selbst im öffentlichen Lehramte bald 
verhüllter, bald rückhaltsloser kundgewordene Läugnung der wesentlichen
	        
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