246 DPie Oesterreichisch-AUngarische Monarchie.
mission einigt sich mit der croatischen Regnicolardeputation im wesent-
lichen über die Bedingungen der von Croatien verlangten Revision des
Ausgleichs zwischen= Ungarn und Croatien von 1867.
31. März. (Ungarn.) Unterhaus: genehmigt das Budget für die Hon-
vedarmee nach den Anträgen des Finanzausschusses. .
Letzterer hatte die zur Vermehrung der Honvedcavalerie um 18 Escadrons
von dem Landesvertheidigungsministerium verlangte Summe gestrichen. Der
Finanzminister Kerkapoly erklärt nun, daß die Regierung aus Rückficht
auf die gegenwärtige Lage der Staatsfinanzen beschlossen habe, das bezügliche
roject einstweilen zu vertagen; sie halte jedoch die Weiterentwicklung des
onvedinstituts für nothwendig und könne sich weder der Ansicht des Abg.
ermenyi anschließen, daß die Zahl der Honveds auf 100,000 Mann zu
beschränken sei, noch der Meinung des Abg. Csernatony, daß die gemeinsame
Armee abgeschafft werden müsse. Beide Armeen seien nothwendig für eine
erfolgreiche Vertheidigung des Landes und Ungarn müsse seinen Söhnen mit
gleicher Liebe zugethan bleiben, gleichviel, ob sie in der gemeinsamen oder in
der Honvedarmee dienen. Es geße nicht an, die gemeinsame Armee magyari-
firen zu wollen, denn sie sei weder eine ausschließlich ungarische, noch eine
ausschließlich österreichische. Die Aufgabe sei, es dahin zu bringen, daß der
in der gemeinsamen Armee herrschende Geist nicht in Widerspruch gegen den
Geist der ungarischen Nation trete; dafür bürge wohl die Gesinnung der
322,000 Ungarn, welche zur gemeinsamen Armee gehören. In früheren
Jahren habe allerdings ein anderer Geist in der Armee geherrscht und dieser
Umstand könne nicht so leicht vergessen werden. Eben dieser Umstand habe
es nicht rathsam erscheinen lassen, für die ungarische Landwehr das preußische
System zu adoptiren, nach welchem alle Landwehrmänner die Linie und die
Reserve passirt haben müssen; man habe es vielmehr für besser gehalten, die
gegenwärtige Form zu wählen, das heißt den größeren Theil der Honved-
armee durch Rekruten-Aushebung zu bilden. Nachdem auch der Landesver-
theidigungsminister Szende erklärt hat, daß die Vermehrung der Landwehr-
cavalerie nicht aufgehoben, sordern nur aufgeschoben sei, und daß er schon
im nächsten Jahre die erforderliche Summe in den Budgetentwurf einstellen
werde, wird der von einem Mitgliede der Opposition gestellte Antrag, die
Honvedcavalerie ohne Verzug zu vermehren, zurückgezogen.
2. April. (Oesterreich-Ungarn.) Zusammentritt der Delegationen in
Wien. Die Regierung läßt denselben das gemeinsame Budget für
1874 zugehen.
Derselbe präliminirt für das Heer 98, die Marine 12½, das Ministerium
des Aeußern 37/10 und dasjenige der Finanzen 2 Millionen Gulden, insge-
sammt 7 /10 Millionen mehr als im vorigen Jahre.
Die Stimmung der beiden Delegationen ist vorläufig eine gerade umge-
kehrte gegen die Vorjahre. Die österreichische Delegation scheint entschlossen,
mit allen Traditionen ihres „Streichquartetts“ zu brechen und das Militär-
budget, trotzdem daß es erhöht worden, zu bewilligen. Die ungarische Dele-
gation dagegen, die sonst dieses Budget mit Enthusiasmus votirte, macht
Miene, mit Abstrichen scharf ins Zeug zu gehen.
3. „ (Oesterreich.) Abg.-Haus: Der Ministerpräsident Fürst Auers-
perg theilt demselben mit, daß der Kaiser die Wahlreform bereits
sanctionirt habe, was vom Hause mit lautem Jubel aufgenommen wird.
Das Haus stimmt der Modification des Herrenhauses im Straf-
proceß-Gesetzesentwurf zu und räumt mit 97 gegen 16 Stimmen