Die Oesterreichisch-Angarische Monarchie. 265
Landtag fern zu bleiben hätten. Die Jung-Czechen, die bei diesem
Beschluß den Alt-Czechen Palacky, Rieger 2c. unterliegen, erklären,
ihre Mandate niederlegen zu wollen, um die Frage auf diese Weise
zur Entscheidung durch die Bevölkerung selbst zu bringen.
24.—27. Nov. (Oesterreich.) Abg.-Haus: genehmigt das Staats-
hülfe-Gesetz (die 80 Mill. Anleihe), aber in einer den Börseninteressen
noch weniger günstigen Form als die Regierungsvorlage, indem die
Belehnung solcher Werthpapiere, die sich zur Anlegung von Pupillar-
geldern nicht eignen, in namentlicher Abstimmung mit 119 gegen 116
Stimmen abgelehnt wird. Die Debatte ist zum Theil eine sehr ge-
reizte. Das Haus vertagt sich darauf, um der Session der Landtage
Platz zu machen.
29. Nov.—2. Dec. (Oesterreich-Ungarn.) Das auf den 2. Dechr.
30.
fallende fünfundzwanzigjährige Jubiläum der Thronbesteigung des Kai-
sers wird sowohl in Oesterreich als in Ungarn mit großem Glanze
und mit nicht minder großer Herzlichkeit gefeiert.
„ (Ungarn.) Abg.-Haus: Der Deakclub, unfähig aus seiner
Mitte ein neues Ministerium mit allseitigem Vertrauen und einer
sichern Majorität zu bilden, ertheilt dem Ministerium Szlavy ein
Zutrauensvotum, ohne dasselbe damit mehr als nur vorläufig erhalten
zu können. Szlapy erklärt auch nur, vorerst wieder bleiben zu wollen.
1. Dechr. (Oesterreich.) Das Budget der Stadt Wien für 1874
10.
weist eine Gesammteinnahme von nicht ganz 5 Millionen Gulden,
dagegen eine Gesammtausgabe von etwas über 13 Mill. G. aus,
also ein Defizit in der colossalen Höhe von über 8 Mill.
„ (Oesterreich.) Herrenhaus: genehmigt das Staatshülfegesetz nicht
einfach nach den Beschlüssen des Abg.-Hauses.
Es wird die Belehnung auch solcher Effecten, welche nicht den „pupillar-
mäßigen" Character haben, unter der Vorsicht gestattet, daß diese Belehnung
von der Centralleitung der Vorschußkassen in Wien in besonders berücksich-
tigenswerthen Fällen mit Zustimmung des Finanzministers vorgenommen
werden könne. Und dann wird, bezüglich des Zinsfußes, zu welchem die
Vorschußkassen arbeiten sollen, bestimmt, daß dieser im allgemeinen 2 Procent
höher als der Bankzinsfuß zu normiren ist, so daß also im Escompte die
Vorschußkassen 2 Procent über dem Bankzinsfuß für das Escomptegeschäft,
im Lombard 2 Procent über dem Lombardzinsfuß der Nationalbank berechnen
würden, während das Abgeordnetenhaus ein= für allemal als Maßstab eine
Sprocentige Erhöhung des Lombardzinsfußes für die Geschäfte der Vorschuß-
kassen festgesetzt hatte.
„ (Oesterreich: Oberösterreich.) Der Bischof Rudigier von Linz
verweigert dem liberalen Abgeordneten Frhrn. v. Weichs ein kirchliches
Begräbniß. Dasselbe findet nunmehr unter nur um so größerer Be-
theiligung des ganzen liberalen Theils der Bevölkerung statt.
„ (Oesterreich.) Die Regierung sieht sich veranlaßt, gegen eine
weitere Anzahl bisheriger Eisenbahngrößen strafrechtliche Untersuchung
einzuleiten und dieselben vorerst in Haft nehmen zu lassen.
„ (Oester reich.) Abg.-Haus: muß wegen der abvweichenden Be-