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Trankreich.
Welt wie in der Ewigkeit. Amen. Im Namen des Vaters, des Sohres und
des heiligen Geistes. Amen!“ Der Bischof von Autun erwidert nur
einige Worte. Er sagt: „Ich danke Ihnen nicht, meine Herren, ich beglück-
wünsche Sie nicht. Sie bedürfen keiner Danksagungen und keiner Beglück-
wünschungen. Aber ich nehme Act im Namen der Kirche." Die Worte des
Bischofs erregen großen Jubel; dann wirft sich Alles auf die Kniee und
betet. Nach beendeter Ceremonie werden die Deputirten der Gegenstand einer
allgemeinen Ovation. Sie werden von den Pilgern mit Hochs und den
Rufen: Es lebe Pius IX. 1 Es lebe die katholische National-Versammlung!
Es lebe Frankreich! begrüßt. Chesnelong antwortet den Pilgern: „Nehmt
das Versprechen entgegen, daß wir die Verpflichtungen, die wir übernommen,
halten werden." Um 2 Uhr ist große Procession, bei der sich auch die De-
putirten betheiligen. Ungefähr 80 bis 100 Banner: „Paris“", „Barcelona“,
„Courtrai“, „Lüttich", „Mons“, „Straßburg", „Metz“, „Macon“", „Tours“,
„Toulouse“ u. s. w. sind vertreten. Die Pilger lngen das „Sauvez Rome
et la France.“ Hinter dem Zuge gehen der Erzbischof von Tours und der
Bischof von Autun, welche das Volk segnen. An dem Altare, der am Ende
einer Allee aufgestellt war, ergreift der Abbé Besson, Canonicus von Besancon,
das Wort, um die Predigt zu halten. Er schildert die Lage Frankreichs und
verbreitet sich über die Nothwendigkeit, zu den katholischen Grundsätzen zurück-
zukehren und von einer Civilisation sich abzuwenden, die nichts als glänzende
Barbarei sei. Mit Begeisterung spricht er über den heiligen Vater. „Die
Zuaven“, so ruft er, „haben ihre Fahne an diesem beiligen Orte niedergelegt.
Lassen wir sie einen Augenblick lang ruhen, und wenn die Stunde geschlagen
hat, so marschiren wir Alle, die Zuaven in der Avantgarde, um den Papst
auf den Thron des heiligen Petrus wieder einzusetzen.“ Die Begeisterung,
welche seine Worte erregen, ist unbeschreiblich. Von allen Seiten ertönt der
Ruf: „Es lebe der Papst! Es lebe die katholische Nationalversammlung!“
30. Juni. Der Unterrichtsminister Beulé genehmigt einen von Bischof
Dupanloup zum Schulgesetz beantragten Zusatz, wonach männliche und
weibliche Congregations= und sonstige geistliche Schulen, sobald sie die
canonische Installation oder die bischöfliche Genehmigung erhalten haben,
keiner Regierungsaufsicht unterstehen und den Behörden, solange sie
keines gemeinen Vergehens oder Verbrechens schuldig sind, unzugäng-
lich bleiben.
„ Die Demonstrations-Wallfahrten, die während des ganzen Monats
zahlreich nach einer Reihe von Wallfahrtsorten stattgefunden, haben
hie und da auch zu Excessen gegen Andersdenkende und hinwiederum von
solchen zu Antidemonstrationen Anlaß gegeben.
2. Juli. Nat.-Versammlung: Dufaure beantragt, die Thiers'schen Ver-
fassungsgesetze an die Büreaux zu weisen. Laurent meint dagegen,
das Land bekümmere sich nicht um Politik, es wolle arbeiten und die
Berathung jener Gesetze würde es nur in seiner Ruhe stören, weßhalb
er darauf anträgt, sie erst nach den Ferien in Angriff zu nehmen.
Die Mehrheit ist damit einverstanden, in der Meinung, die ganze
Frage dannzumal wo möglich noch weiter auf die lange Bank hinaus-
zuschieben.
„ Deie deutschen Truppen beginnen die Näumung der von ihnen bisher
noch occupirten östlichen Departements.