Frankreich. 351
Amtsgewalt eröffnet wird, halte ich es für meine Pflicht, die Garantieen zu
bezeichnen, ohne welche es nach meiner Ansicht unbedachtsam sein würde, die
furchtbare Aufgabe zu übernehmen, ein großes Land zu regieren. Die Herren
Minister werden, den Gebräuchen des parlamentarischen Regimes entsprechend,
die Honlunern der Regierung vor der National-Versammlung erläutern,
die ihr souveräner Richter ist, aber wenn meine Autorität in Frage kommt
und meine Verantwortlichkeit herangezogen wird, wird Niemand überrascht
sein, daß ich selber ausspreche, was ich denke. Frankreich, dessen Wünsche
auf die Beständigkeit und Stärke der Regierung gerichtet sind, würde einen
Beschluß nicht verstehen, welcher dem Prsidenten der Republik eine Amts-
gewalt übertragen wollte, deren Dauer und Character von vornherein Vor-
behalten und Aufschubsbedingungen unterworfen wären. Den Beginn der
Verlängerung oder die Ausführung des Beschlusses der Versammlung bis
auf die Verfassungsgesetze zurückstellen, hieße in einigen Tagen das wieder in
Frage stellen, was heute entschieden werden wird. Mehr als jeder Andere
muß ich wünschen, daß die constitutionellen Gesetze, die erforderlich sind, um
die Bedingungen der Ausübung der öffentlichen Gewalten zu regeln, in der
nächsten Zeit discutirt werden, und die Versammlung wird gewiß gewillt
sein, den Beschluß, den sie schon über diesen Punct gefaßt hat, ohne Verzug
auszuführen. Wenn man aber den Vorschlag, der in Frage steht, der Ab-
stimmung über die constitutionellen Gesetze unterordnet, so schwächt man
damit doch wohl die Gewalt, die Sie schaffen wollen, und vermindert ihr
Ansehen. Wäre ich um meine eigene Neigung befragt, so hätte ich nicht
von der Dauer meiner Gewalt gesprochen. Aber ich gab den Wünschen nach,
die eine große Zahl von Gliedern der Nationalversammlung geäußert hat,
nämlich meine Meinung über diesen Punkt zu hören. Ich begreife den Ge-
danken Derjenigen, die, um den Gang der großen Angelegenheiten zu begün-
stigen, vorgeschlagen haben, die Verlängerung auf zehn Jahre festzusetzen.
Aber nach reiflichem Nachdenken habe ich geglaubt, daß der Termin von
sieben Jahren den Forderungen des allgemeinen Interesses genügend ent-
sprechen und nur im richtigen Verhältnisse zu den Kräften stehen würde, die
ich noch dem Lande widmen kann. Wenn die Versammlung glaubt, daß
ich in der Stellung, mit der sie mich beauftragt hat, fim Stande bin, noch
einige Dienste zu leisten, so erkläre ich laut, daß ich die Gewalten, die Sie
mir anvertrauen werden, für die Vertheidigung der conservativen Interessen
gebrauchen werde. Denn ich bin überzeugt, daß die Mehrzahl in Frankreich
eben so fest an diesen Prinzipien hält, wie die Mehrheit der Volksvertretung.“
Debatte: Die Bonapartisten tragen auf allg. Volksabstimmung an;
dieselbe wird gegen 33 Stimmen abgelehnt, ebenso werden auch die An-
träge der Commissionsmehrheit verworfen, dagegen der Antrag der Com-
missionsminderheit mit der Modification der 7 statt 10 Jahre mit
378 gegen 310 Stimmen angenommen. Die Minister stellen noch am
gleichen Tage dem Präsidenten sämmtlich ihre Portefeuilles zur Ver-
fügung, um demselben eine Neubildung des Cabinets zu ermöglichen.
Der Graf v. Chambord hat ich während der Debatten in der Nähe
von Paris und in Paris selbst aufze alten, indem er sich von vorneherein
darüber kaum täuschen konnte, daß die Annahme des Septennats allen seinen
Hoffnungen definitiv und für immer ein Ende mache. Vor Beginn der De-
atten vom 17. d. läßt er durch seinen Secretär Monti folgende Note in
den Blättern veröffentlichen: „Monseigneur der Graf von Chambord ist nicht
allein der Hüter seiner Ehre. Sein königliches Prinzip macht ihn zum Be-
wahrer der Wahrheit. Wiewohl nun Monseigneur der Graf von Paris ihm
am 5. August loyal erklärt hat, daß zweifelsohne nicht seine ganze Partei
ihm in seiner aufrichtigen Unterwerfung nachfolgen werde, hält doch Mon-