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16. Sept. Der König tritt seine Reise nach Wien und Berlin an. Die
öffentliche Meinung legt ihre Befriedigung darüber in allen Städten
des Landes, die der König passirt, auf jede Weise an den Tag. Die
Bedeutung dieser Besuche an den Höfen von Oesterreich und Deutsch-
land tritt schon dadurch an den Tag, daß der König von einem
überaus zahlreichen und glänzenden Gefolge begleitet ist, in dem sich
der Ministerpräsident Minghetti und der Minister des Auswärtigen,
Visconta-Venosta, sowie eine Anzahl höherer Offiziere befinden.
17.—22. „ Besuch des Königs am Hofe von Wien. Derselbe besiegelt
das eingetretene vollständig freundschaftliche Verhältniß zwischen beiden
Höfen und beiden Ländern. Am 20. Sept., dem Tage des Einzugs
der Italiener in Rom, findet zu Ehren des Königs in Wien eine
große Revue statt. Die öffentliche Meinung in Italien begleitet die
Reise des Königs mit der lebhaftesten Theilnahme: Nom illuminirt
und ebenso auch Venedig, wo auf dem Marcusplatz zu ersten Mal
wieder die österreichische Volkshymne ertönt.
20. „ Die ultramontanen Franzosenfreunde in Rom werden an diesem
Tage, dem Jahrestage des Einzugs in die ewige Stadt, von dem ita-
lienisch gesinnten Theile durch gemalte französische Soldaten, die sie
ihnen an die Hausthüren kleben, verhöhnt. Im Uebrigen wird der
Tag in Rom von den Stadtbehörden hauptsächlich durch große Schul-
feierlichkeiten begangen.
22.—26. „ Besuch des Königs am Hofe von Berlin. Neue Demonstra-
tionen in Rom, namentkich vor den Hotels der deutschen und der
österreichischen Gesandtschaft. Der Gemeinderath von Rom richtet ein
Telegramm an denjenigen Berlins. Auch in Palermo finden sympa-
thische Kundgebungen für Deutschland und Oesterreich statt.
25. „ Der Stadtrath von Rom entfernt die Geistlichen und Nonnen vom
städtischen Waisenhaus und übergibt dasselbe weltlicher Leitung in
Folge des Widerstandes, welchen dieselben gegen die Schulfeierlichkeiten
vom 20. d. M. an den Tag gelegt hatten.
29. „ Der König trifft von seiner Reise nach Wien und Berlin wieder
in Turin ein, wo er mit großem Jubel und der alten Herzlichkeit
empfangen wird.
2. Oct. Der Jahrestag des Plebiscits über den Anschluß Roms an das
Königreich wird in der ewigen Stadt mit neuen Festlichkeiten began-
gen, wobei die Gesinnung der nationalen Bevölkerung namentlich in
charakteristischen Transparents zu Tage tritt.
15. „ Beginn der Ausführung des Klostergesetzes. In erster Linie er-
halten die Jesuiten den Befehl von der Liquidationscommission, ihre
Klöster bis zum 20. d. M. zu räumen.
In einem Dorfe der Diöcese Mantua schreitet die Bevölkerung
selbst zur Wahl ihres Pfarrers trotz aller Protestationen des Bischofs.