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Stalien.
und die ihm entsprechenden Gefühle und Empfindungen der beiden Völker
sind eine Garantie der Aufrechthaltung des Friedens. (Sehr gut.) Wir wün-
schen mit allen Völkern in Frieden zu leben, aber Ich werde stets ein fester
(kermo) Hüter der nationalen Rechte und Würde sein. (Lang anhaltender
Beifall und Rufe: Es lebe der König!) — Die Nation muß vor allem auf
ihre eigene Kraft vertrauen. Ich lege Ihnen daher die Gesetze an's Herz,
welche die Organisation des Heeres und die Landesvertheidigung zum Zwecke
haben. Sie können Mir nichts Angenehmeres erweisen, als wenn Sie sich
mit dem Wohl und der Stärkung des Heeres beschäftigen, welches, Ich weiß
es, Mich kennt (che io conosco che mi conosce) und Beweise seiner Ent-
sagung und Ehrenhaftigkeit gegeben hat, und stets geben wird. (Lebhafter
Beifall.) Ebenso angelegentlich empfehle Ich Ihnen Unsere Kriegsflotte. Sie
ist der Zukunft würdig, zu welcher sie alte Erinnerungen berufen. Sie wer-
den sich auch mit den großen Arbeiten zu beschäftigen haben, die der Staat
unternommen hat, um Leben und Wohlstand in allen Provinzen zu ver-
breiten. Sie werden die Mittel ausfindig machen, um diese Arbeiten zu
einem glücklichen Abschlusse zu bringen. Aber zu den Werken des zerstören-
den Kriegs wie des fruchtbaren Friedens gehören als unentbehrliche Grund-
lage gute Finanzen. Das italienische Volk hat sich nie geweigert, die Opfer
zu bringen, welche ihm zu diesem Zweck abverlangt worden sind. An Ihnen
ist es, jene Maßregeln zu berathen, welche geeignet sind, allen Gewinn daraus
zu ziehen und dem Lande Vertrauen in die glückliche Zukunft einzuflößen,
welche es so heiß ersehnt und die es verdient hat. Die Verbesserung Unserer
Finanzen ist das einzige Mittel, um dem Zwangscurse, den wir Alle be-
klagen, ein Ende zu machen. Aber schon jetzt müssen wir seine schlimmen
Folgen zu mildern suchen, indem wir ihn durch strenge Vorschriften regeln.
Zu diesem Zwecke wird Ihnen ein specieller Gesetzentwurf vorgelegt werden.
Im Verlaufe der parlamentarischen Session wird Ihnen Meine Regierung
noch andere wichtige Gesetzentwürfe über die Gerechtigkeitspflege, über den
öfientlichen Unterricht und die Civilverwaltung vorlegen. — Heerren Sena-
toren und Herren Deputirte! Im Frieden, welcher hoffentlich dauerhaft ist,
bei Ruhe und Ordnung im Innern und Eintracht unter den Staatsgewalten
werden sich unsere liberalen Institutionen mit den Fortschritten im bürger-
lichen Leben und mit dem Wohlstande der Bevölkerung entwickeln. Nur so
können wir einst sagen: Unser Werk ist mit Gottes Hilfe vollbracht und
unsern Kindern das Vaterland sicher gestellt, auf dessen Wohl alle unsere
Gedanken und Wünsche gerichtet waren, wenn wir in Zeiten bitterer Prüs-
fung den Glauben an seine glückliche Zukunft unverbrüchlich festhielten. (Leb-
hafte Beifallsbezeugungen.) Heute wie damals habe Ich Vertrauen auf das
Volk und, Ich fühle es, heute wie damals vertraut das Volk auf seinen König."“
(Lang anhaltender stürmischer Beifall und allgemeiner Ruf: Es lebe der König.)
25. Nov. II. Kammer: erklärt sich einstimmig für die Organisation inter-
nationaler Schiedsgerichte.
Der Bericht der Commission über die Vorlage des Unterrichts-
ministers Scialoja betr. Einführung des obligatorischen Elementarunter-
richts in ganz Italien gelangt zur Vertheilung:
Die Commission hat im Einzelnen Vieles an der Vorlage geändert und
umgearbeitet; aber sie ist in der Hauptsache mit dem Ministerium einver-
standen, und diese Hauptsatze ist im 18. Artikel folgendermaßen ausgedrückt:
„Die Eltern und ihre gesetzmäßigen Vertreter sind verpflichtet, ihren Kindern
oder Mündeln beider Geschlechter, welche das 6. Lebensjahr vollendet haben,
die in den Paragraphen 326 f. des Gesetzes vom 13. November 1859 vor-
gesehene Elementarbildung ertheilen zu lassen. Wenn sie die Kinder nicht in
die öffentlichen Schulen schicken, so müssen sie dem Ortsschulausschuß nach-
weisen, daß sie dafür Sorge tragen entweder durch Unterricht in Privatschulen