378 Die päpstliche Curie.
genehmer Candidat gewählt wird, darf dieser nicht Capitelsvicar sein. Dies
war bisher möglich. In Zukunft soll also unmöglich werden, daß eine
staatsfreundliche Person auch nur als Capitelsvicar fungire.
20. Sept. Auch nicht Ein Vertreter der Mächte ist an diesem Tage, dem
Jahrestage des Einzugs der Italiener in Rom, um den Papst, trotz
des von ihm ausgesprochenen ausdrücklichen Wunsches, zufällig selbst
nicht der französische Gesandte.
— Nov. Die „Unitd cattolica“ theilt über den Ertrag des Peterspfennigs
seit 1861 folgendes mit:
Im Jahre 1861 beliefen sich die „Pfennige“ auf 14,184,000 Francs,
1862 auf 9,402,000, 1863 auf 7,047,000, 1864 auf 5,832,000, 1865 auf
6,545,000, 1866 auf 5,939,000, 1867 auf 11,312,000, 1868 auf 11,000,000
was in acht Jahren somit einen Totalbetrag von 71,161,000 Francs ergibt.
Die genaue Höhe der in den letzten vier oder fünf Jahren gesammelten Bei-
träge ist nicht angegeben, aber das Blatt sagt, daß sie die früherer Jahre
bedeutend überstiegen, und glaubt, daß der Gesammtbetrag der bis zur Neu-
zeit gesammelten „Peterspfennige“ nicht viel unter 400,000,000 Francs be-
tragen kann. Die große Abnahme in den Jahren 1863 bis 1866 erklärt
sich der „Unitaà Cattolica“ zufolge durch die damals vorherrschende Annahme
in der katholischen Welt, daß der weltliche Besitz des Pontifex hinlänglich
gelschert sei und daß er folglich auswärtiger Subsidien weniger dringend
edürfe.
21. Nov. Der Papst richtet eine Encyclica an alle Patriarchen, Erzbischöfe,
Bischöfe rc., in der er sich über die allg. Verfolgung der Kirche in
der Schweiz, Deutschland 2c. bitter beklagt:
„ Seitdem unter der Zulassung Gottes diese berühmte Stadt, Unsere
Hauptstadt, mit den Waffen erobert und der Herrschaft eines Geschlechtes
von Menschen unterworfen worden ist, welche das Recht verachten und Feinde
der Religion sind und welche die göttlichen und menschlichen Dinge auf den-
selben Fuß stellen, ist nicht ein einziger Tag vergangen, der nicht Unserem
bereits von Kränkungen und Aergernissen aller Art durchbohrten Herzen eine
neue Wunde zugefügt hätte. So nimmt man Uns nach und nach mit
arglistiger Kunst alle Mittel und alle Werkzeuge, welche Uns dienen, die
Kirche zu leiten und zu regieren. Daraus kann man die Unwahrheit jener
kühnen Behauptung erkennen, daß man in Unserer, Unserer Macht entrissenen
Stadt, der Freiheit des römischen Pontifex in der Ausübung seines geist-
lichen Amtes und in allen Acten, welche seine Beziehungen mit der katholi-
schen Welt betreffen, nichts weggenommen habe. Es wird im Gegentheil
jeden Tag augenscheinlicher, daß Wir jedesmal nach der ganzen Wahrheit
und in allem Rechte redeten, wenn Wir die Anklage erhoben, daß die sacri-
legische Wegnahme Unserer Gewalt den Zweck habe, die Macht und Wirk-
samkeit des päpstlichen Primates zu zerstören und selbst wo möglich die
katholische Religion ganz verschwinden zu lassen.
Es ist aber nicht wegen dieser Leiden, welche Unsere Stadt und ganz
Italien erduldet, daß Wir Uns hauptsächlich entschlossen haben, an Euch zu
schreiben. Es ist Euch in der That nicht unbekannt, ehrwürdige Brüder,
daß einige Cantone des helvetischen Bundes — angereizt nicht sowohl
durch die Irrgläubigen, von denen sogar manche diese Attentate abgewiesen
haben, sondern durch die heftigen Anhänger der Secten, welche sich überall
der Gewalt bemächtigt haben — alle Ordnung umgestoßen und selbst die
Grundlagen der Constitution der Kirche Jesu Christi untergraben haben,
nicht nur gegen alle Grundsätze der Gerechtigkeit und der Vernunft, sondern
auch mit Brechung des öffentlich gegebenen Wortes, da nach den Bestim-