Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierzehnter Jahrgang. 1873. (14)

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Schweiz. 
aus denselben hervorgehenden Rücksichten der Papst mit Ostentation schwere 
und wiederholte Anschuldigung gegen die schweizerischen Behörden und ihre 
Handlungen schleudert, ist es Pflicht und erfordert die Würde des Bundes- 
raths, zu erklären, daß eine ständige diplomatische Stellvertretung des hl. 
Stuhls in der Schweiz unnütz geworden ist. Der Bundesrath hat demnach 
die Ehre, Monsig. Agnozzi zur Kenntniß zu bringen und ihn einzuladen, 
seiner Regierung davon Mittheilung zu machen, daß von heute an und aus 
Schuld des hl. Stuhls die schweizerische Eidgenossenschaft den Geschäftsträger 
des Papstes nicht mehr als bei ihr beglaubigten diplomatischen Vertreter 
anerkennen kann. Der Bundesrath bittet Monsig. Agnozzi, ihm das Datum 
zu melden, auf welches er seine Abreise festzustellen beabsichtigt. Er wird 
die nothwendigen Maßnahmen treffen, daß bis zu jenem Moment der Ge- 
schäftsträger des hl. Stuhls alle seiner diplomatischen Stellung schuldigen 
Rücksichten genießt. Indem der Bundesrath sein Bedauern über die Noth- 
wendigkeit der Entschließung ausspricht, welche den Gegenstand gegenwärtiger 
Note bildet, ergreift er den Anlaß, ihn seiner ausgezeichneten Hochachtung 
zu versichern.“ 
14. Dec. (Bern.) Die Gemeindewahlen in Pruntrut, dem Hauptort des 
20. 
21. 
23. 
28. 
kath. Jura, fallen entschieden liberal aus. 
„ (Zürich.) Das Volk genehmigt in allgemeiner Referendumsab- 
stimmung die ihm vom Gr. Rathe vorgeschlagene Erhöhung der Pfarr- 
besoldung mit 19,173 gegen 14,911 Stimmen, verwirft dagegen die 
Erhöhung der Beamtenbesoldungen mit 20,911 gegen 13,626 Stimmen. 
„ (Zug.) Eine von dem in seiner Mehrheit ultramontanen Gr. Rathe 
vorgeschlagene Revision der Verfassung wird vom Volke mit 2199 
gegen 1363 Stimmen genehmigt. 
„ Nationalrath: hat die Revision der Bundesverfassung bis zu Ende 
im Sinne einer Verständigung zwischen der centralistischen und der 
föderalistischen Partei durch gegenseitige Zugeständnisse berathen und 
vertagt sich nunmehr, um dem Ständerath zur Revisionsberathung 
Zeit zu lassen. 
„ Die von ca. 400 Delegirten beschickte Generalversammlung der 
schweiz. Volksvereine erklärt sich entschieden für Annahme der vorläufig 
wenigstens im Nationalrath durch Compromiß zu Stande gekommenen 
Revision der Bundesverfassung, obgleich sie nicht allen Wünschen ent- 
spreche. 
„ Ständerath: hat auch seinerseits die Revision der Bundesverfassung 
im Sinne einer Verständigung zwischen den mehr centralistischen und 
den mehr föderalistischen Anschauungen beendigt und vertagt sich gleich- 
falls. Beide Räthe sollen nunmehr am 19. Januar künftigen Jahres 
wieder zusammentreten, um die noch über einzelne Bestimmungen zwi- 
schen ihnen obwaltenden Differenzen auszugleichen. 
„ (Genf.) Auch bei den kath. Pfarrwahlen für Carouge, Chêne 
und Lanch siegen die Altkatholiken mit großen Mehrheiten. Genf ist 
entschieden zum Altkatholicismus übergegangen.
	        
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