Vereinigte Staaten von Nordamerika.
16. Jan. Da der Congreß auf die vom Präsidenten Grant beabsichtigte
Erwerbung der Insel Hayti nicht eingegangen ist, so erwirbt eine
Gesellschaft um 20 Mill. Dollars die auf dieser Insel gelegene Bucht
von Samana mit ausgedehnten Rechten und Privilegien, die sie geradezu
souverain machen und offenbar die Annexion der Insel früher oder
später vorbereiten sollen.
Die Bay von Samans liegt in demäußersten Nordosten von St. Domingo
und bildet einen der besten Häfen in Westindien. Sie ist 30 engl. Meilen
lang, 10 Meilen breit, vor Winden wohl geschützt, ist für die größten Schiffe
tief genug und hat eine doch nicht schwierige Einfahrt. Die sogenannte
albinsel, welche die Gesellschaft kauft, liegt auf der Nordseite der Bay und
ist 30 Meilen lang und 8 Meilen breit. Vom Hauptland ist die Halbineel
durch einen kleinen Fluß und engen Canal getrennt, und ist demnach eigent-
lich eine Insel. Eine kleine Stadt mit 80 Hütten, Santa Bärbara de
Samand, steht auf der Halbinsel und hat ihren Antheil an dem Handel
nach außen hin. Die Hauptstadt der Republik liegt auf der entgegengeletten.
Seite der Insel und bietet für Schifffahrt und Handel wenig natürliche
Vortheile. Samanä beherrscht die Mona-Straße, die Hauptverkehrsstraße
für Schiffe, welche von dem Atlantischen Ocean nach dem Meerbusen von
Mexico über die Antillen gehen. Jetzt werden hauptsächlich nur Früchte
von St. Domingo exportirt, aber das nur, weil es weder Industrie noch
Verkehrswege auf der Insel gibt. Waldungen sind in Ueberfülle da, un
eine dreimalige Ernte des Jahres belohnt daselbst den Landmann. Kaffee,
Zucker und Taback gehören zu den Producten der Insel. Eisen ist in Fülle,
Kupfer ab und zu zu finden, und alte halbverfallene Goldbergwerke, die
vielleicht Schätze bergen, aber von den trägen Bewohnern vernachlässigt wor-
den sind. „Wir haben nur Wege zu bauen — sagen die Mitglieder der Ge-
sellschaft, welche den Kauf abgeschlossen hat — einige hundert strebsamer Yan-
kee's hinüberzuschicken, und in kurzem ernten wir alle Reichthümer der Tropen-
gegenden.“ Die Aussicht der Halbinsel wird noch glänzender werden, wollte
man einmal ernstlich an die Durchstechung des Isthmus von Panama gehen.
Der Kaufvertrag ist von Baez unterzeichnet. Die Gesellschaft hat das Recht,
nach Belieben Gesetze zu geben, Gerichts= und Polizeibehörden einzusetzen,
eine Flotte zu erbauen, Zölle zu erheben, Banken zu errichten, Grundbesitz
zu kaufen und zu verkaufen, Papiergeld zu machen, kurz und gut alle Rechte
eines Souveräns. Die Ansiedler haben weder Steuern zu zahlen, noch einer
Militärpflicht zu genügen. Die Gesellschaft darf in den andern Theilen von