196 Das deulsche Reich und seine einjelnen Glieder. (Dec. 11.)
konnten. Ueber das Prosperiren solcher Anstalten würde ich Auskunft geben
können, die glücklicherweise die dunkeln Wahrsagungen der geehrten Herren
vom Girun nicht bestätigt. Was die Sache am allermeisten erschwert hat,
war der schon im vorigen Jahre von mir beklagte überall hervortretende
active und passive Widerstand, den man durch alle nur möglichen Gründe
beschönigte. Die Opposition verschwand erst und löste sich allmählich in
Nebel auf, als von der Staatsregierung harter Erust gemacht wurde, und
so liegt es auch mit einem erheblichen Theile der Anstalten, die noch nicht
zur Auflösung gelommen sind. Wäre dieser Widerstand nicht gewesen,
so würde jene Zahl noch geringer gewesen sein; mag es auch da und dort
vorgekommen sein, daß die ausführenden Organe nicht mit ganzer Klarheit
in die Berhältnisse Hineinkamen und deßwegen der nöthigen Energie da und
dort ermangelten. Nun, m. H., was würde die Annahme dieses Gesetzes
für einen Erfolg haben Tenjenigen, die gegen das Gesetz in jeder Weise
opponiren, würde eine Belohnung gewährt, und diejenigen, welche sich loyal
dem Gesebz unterwarfen, die mit Opfern das Gesetz aus öführen wollten, die
ihre Commnnen für diese Zwecke belasteten, würden sich für Gesehtreue un-
belohnt sehen; und das ist die Ungerechtigkeit, von der Sie gesprochen. Der
Unmuth über eine solche Maßnahme würde so groß sein, daß es ferner auf
die Dauer tunhaltbar wäre, bei dem stehen zu bleiben, was die Herren vor-
schlagen. Die Gerechtigkeit würde schließlich dahin führen, wieder die bereits
entsernten Ordensleute zurückzuführen, die Niederlassungen wiederherzustellen,
die aufgelöst wurden. Und das kann die Staatsregierung nimmermehr!
(Nuf: Sie nicht!) Nein, nicht bloß diese Staalsregierung! Wollen Sie sich
nur vergegenwärtigen, um was es sich hier haudelt. Wie Sie aus jenen
lebhaften Debalten über das Klostergesegz, über die Eutsernung der Schul-
schwestern aus den öffenllichen Schulen &. wissen, handelt es sich hier um da-
Specificum der ganz ernsten Anwendung des Gesetzes, um die Schulen; und
um derentwillen und um deren Zukunft willen wird die Staatsregicrung nicht
wieder nachgeben. Ich sage das nicht bloß in Bezug auf diesen Punkt; ich
sage das, um vielleicht die Debalte abzuschneiden, in Bezug auf gewisse
Velleitälen. die auftreten, das Schulanfsichls geseh abzuändern; das ist eine
für die Staatsregierung ganz undisculirbare Frage. (Bravo# binks, Unruhe
im Centrum.) Wenn ich Ihnen also ein solches Maß von Gründen aus
dem Spezialgeseh entgegengehalten habe und mit aller Bestimmtheit ein Nein
der Staatsregierung gegenüber diesem Antrag abgebe, so weiß ich sehr wohl,
daß man sagen wird: Sehet ihr diese Staatsregierung, das Wort „Friede“
hat sie auf den Lippen; aber wie es innerlich mit ihr bestellt ist, das ist
ganz anders. (Ruf: Sehr wahr! im Centrum.) Sie will von Frieden nichts
wissen. (Sehr wahr! im Centrum, Zischen links, große Unruhe.) Ich freue
mich, daß Sie der Nichtigkeit meiner Auffassung zustimmen; ich gebe Ihnen
auch weiter zu, daß Sie außerordentlich geschickt Ihren ersten Antrag ge-
wählt haben, und daß es in der That eine anerkennenswerthe Taktik war,
s den zuerst eingebrachten Antrag in die zweite Linie zu stellen; denn, es
ist wahr, dieser Antrag ist populär. (Ja wohl! im Centrum.) Ich weiß, als
davon die Nede war, Staat und Kirche würden sich zum Frieden vereinigen,
daß da Fälle auf biesem 6. Gebiet, von denen ich meinte, sie seien abgethan,
sofort wieder ihr Leben fanden, daß neue Eingaben erschienen, die auch jene
Vereinbarungen betrafen, und sagten: nun da bleiben doch die Ordens-
schwestern. und sie kommen alle wieder. Ihr Antrag hat auch noch an
L Stellen Sympathien erregt, und deßwegen sage ich: der Antrag ist
geschickt gewählt, und wenn er allein stünde, dann würden Sie vielleicht es
nicht schwer haben, in weiteren Kreisen Ihre Friedensliebe, und den Ernst,
der es Ihnen mit dieser Friedensliebe ist, zu erweisen und zur Uebergeugung