306 Großbritannien. (November 9.)
„Die Ausschreitungen der Regierung gehen über alle Erwartungen
hinaus und haben einen Punkt erreicht, wo ihre Beamten, die besoldet werden
und verpflichtet sind, das Gesetz aufrecht zu halten, am schreiendsten gegen
dasselbe verstoßen. Der Verwerfung von Home-Rule ist nach dem natür-
lichen Laufe der Dinge der Zwang gefolgt. Zwang ist unter dem Vorgeben,
" r er Verbrechen verhüten soll, gegen die Presse und das öffentliche Ver-
sammlungsrecht gerichtet worden. Die wilüriche Untersagung von Volks-
versammlungen genügte nicht, und es folgte derselben in Mitchelstown die
frevelhafteste und unordentlichste Ruhestörung mit jenen beklagenswerten und
verhängnisvollen Folgen, über welche sich die Minister im Parlament beifällig
geäußert haben. Diese an sich beklagenswerten Vorkommnisse werden zum
mindesten der Nation, und nicht am wenigsten Schottland, die uns vorliegende
eigentliche Frage klar machen. Dieselbe hat bereits die elende Hohlheit der
Versicherung, daß die Union, wie sie jetzt verwaltet wird, Irland dieselben
Rechte gibt, die wir besitzen, bloß gelegt und bewiesen, daß der Geist der
alten Tyrannei in den Herzen der jetzigen irischen Verwaltung lebt, obwohl
sie glücklicherweise nicht die Macht Straffords, Cromwells oder Clare's besitzt“.
9. November. Lordmayorsbankett in London. Der
Premierminister Lord Salisbury hält dabei nachstehende Rede:
„Als ich das letztemal die Ehre hatte, eine Ansprache an den obersten
Beamten der City zu halten, wagte ich Sir Reginald Hanson gegenüber die
Prophezeihung auszusprechen, daß er sein Lordmayorat in einer Zeit tiefen
Friedens beendigen würde. (Beifall.) Zu jener Zeit hielt man meine Prophe-
zeihung für etwas voreilig. Heute freut es mich, sagen zu können, daß sie
erfüllt worden ist. Während der entschwundenen Zeit hat sich nichts beson-
deres oder dramatisches in den auswärtigen Angelegenheiten zugetragen, wo-
rüber ich Ihnen Mitteilung zu machen hätte. Unser Ziel, welchem wir nicht
ganz ohne Erfolg nachstreben, ist, Ursachen der Verstimmung und des Streites
zwischen uns und unseren auswärtigen Bundesgenossen zu beseitigen. Ich
habe bereits jenes Abkommen erwähnt, welches die afganische Grenzfrage
öste, ein Abkommen, welches mit dem Kaiser von Rußland geschlossen wurde
und gleich befriedigend für dessen Regierung wie für die unfrige war. Es
freut mich, zum Beweise dafür, daß nichts, was ich gesagt habe, übertrieben
ist, konstatieren zu können, daß unser Verbündeter, der Emir von Afganistan,
das Abkommen herzlich angenommen hat. Mit weiterer Befriedigung habe
ich heute nachmittag vernommen, daß eine ernstliche Gefahr, welche dem Welt-
frieden in jenen Gegenden drohte, nun auch beseitigt worden ist. Der Prä-
tendent Ejub Chan, welcher dem Frieden Afganistan's hätte gefährlich werden
können, bat sich der Regierung von Indien ergeben. (Anhaltender Beifall.)
Des weiteren haben wir das Glück gehabt, mit der französischen Regierung
zu einem Einverständnis über den Suezkanal und die Neu-Hebriden zu ge-
langen. Ich lege weder auf die oben erwähnten Fragen noch auf die der
afganischen Grenze ein ungeheuer großes Gewicht. Aber es bleibt doch
immer von Bedeutung, daß ein Stein des Anstoßes zwischen den beiden
Ländern beseitigt worden ist und die Aussichten auf Frieden sich dadurch
noch verstärkt haben. Wenn ich dazu noch hinzufügen darf, was gegenwärtig
freilich nur eine Hoffnung und noch keine vollendete Thatsache ist, so sei es
mir gestattet, zu sagen, daß wir guten Grund haben, zu glauben, daß auch
die zwischen uns und den Vereinigten Staaten entstandenen Fischereistreitig-
keiten bald geordnet werden dürften — eine Aufgabe, welcher sich einer der
hervorragendsten Staatsmänner der Zeit unterzogen hat und welcher, trotz-
dem daß er nicht unser politischer Parteigenosse ist, um des Vaterlandes
willen seine großen Talente der Beilegung dieser großen Differenzen gewid-