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irre zu führen. Sir Portal und Brice erreichen zurückkehrend am 3. Novem-
ber das italienische Fort M'kullu, nachdem sie 40 Kilometer ohne einen
Tropfen Wasser marschiert sind. Der ägyptische Dolmetsch Ahmet Effendi
stirbt unterwegs am Hitzschlage.
Am 7. November nimmt die Mission ihren Weg wieder auf.
Der Brief der Königin von England an den Negus macht keine Ver-
mittelungsvorschläge; er sagt vielmehr, daß die Ereignisse vorläufig eine
diplomatische Einmischung unmöglich machten. Dieselbe könnte stattfinden,
wenn die militärische Ehre Italiens Genugthuung erhielte, deren Folgen der
Negus durch Abtretung einiger Landesgebiete beschwören könnte.
2. November. (Afrikanische Expedition.) Die erste Ab-
teilung des gegen Abesffinien bestimmten Expeditionskorps (115 Offi=
ziere, 2844 Mann und 470 Pferde und Maultiere) verlassen auf
4 Dampfern Neapel, nachdem schon am 27. Oktober der Oberkom-
mandeur mit dem Stabe und den Spezialtruppen abgegangen ist.
Im ganzen sollen die Truppen in Afrika auf etwa 20 000 Mann
gebracht werden. Zum Oberkommandeur der Expedition wird General
San Marzano ernannt.
3. November. Der Botschafter in London, Graf Corti,
wird plötzlich und unerwartet abberufen und in Disponibilität versetzt.
16. November. (Kammer-Eröffnung.) Der König, von
seinen Söhnen, den Herzogen von Aosta und Genua, begleitet und
von lebhaften Zurufen des Volkes begrüßt, eröffnet die Kammern
durch Verlesung einer mehrfach vom Beifall der Abgeordneten unter-
brochenen Thronrede. Auch die Königin wohnt dem Akte bei. In
derselben heißt es:
Italien, welches stark in seinen Waffen, sicher seiner Verbündeten und
befreundet mit allen Regierungen ist, schreitet auf der emporstrebenden Bahn
weiter und geht in der Familie der großen Staaten jetzt in erster Linie. Das
Parlament könne sich mithin in aller Ruhe und mit allem Eifer mit inneren
Angelegenheiten und mit bereits ungeduldig erwarteten dringenden Reformen
beschäftigen. Eine vorübergehende Vermehrung der Ausgaben für militärische
Zwecke und öffentliche Arbeiten lasse es notwendig erscheinen, jede neue An-
forderung an den Staatskredit zum Zwecke des Baues neuer Eisenbahnen in
engeren Grenzen zu halten. Wenn, wie man vertrauen darf, der Friede er-
halten bleibt, werden alle außerordentlichen militärischen Ausgaben nicht
mehr im künftigen Budget figurieren. Um jedoch ein gutes Finanzrégime
zu sichern, werde die Rezierung die Kammern ersuchen, ihr ausschließlich die
Initiative in jeder Vorlage betreffend neue Ausgaben zu überlassen. Alle
Wünsche und Bestrebungen des Königs und der Regierung seien heute der
Erhaltung des Friedens, der auch für Italien unerläßlich sei, gewidmet. In
diesem Wunsche nach Frieden seien die anderen großen Staaten Europa's
mit Italien ganz im Einvernehmen. In einer anherzuropäischen Frage be-
reite Italien eine gerechte militärische Aktion vor, wobei es der Regierung
auch nur darauf ankomme, den ihrem guten Rechte entsprechenden Frieden
zu sichern. Nur dadurch, daß der König und die Regierung den Grundsätzen
treu bleibe, welchen die Nation ihre Existenz und die Dynastie ihren Ruhm