430 Rußland. (Jannar 10.—26.)
ägäischen Meere hin gegen jeden deutschen Einfluß und jede deutsche Be-
wegung bildet. Mit den Magyaren, Rumänen, Griechen u. s. w. werden
wir unsere häuslichen Verhältnisse selbst ordnen. 4) Deutschlands Genius
mögen die Ozeane und die Meere, mit Ausnahme des mittelländischen, offen
stehen, in denen es sich kühn mit England messen und dessen Erbe antreten
kann. Uns und Frankreich ist dies vollständig gleichgiltig.“
10. Januar. Moskauer Notabeln schicken dem französischen
General Saussier einen kunstvollen Speisetopf, das russische Sym-
bol der Brüderlichkeit, als Anerkennung für eine Rußland verherr-
lichende Rede.
12. Januar. Budget für 1887.
Dasselbe weist an ordentlichen Einnahmen 793.118,046 Rubel an
Ausgaben 829.676,680 Rubel, also einen Fehlbetrag von 36.553,634 Rubel
auf. An außerordentlichen Ausgaben für Eisenbahn= und Hafenbauten sind
48.414,194 Rubel vorgesehen.
Die Darlegung des Finanzministers zum Budget sagt, der Fehlbetrag
sei eine Folge der wirtschaftlichen Krise und des badurch unvermeidlichen
Sinkens der privaten und staatlichen Einkünfte. Die Deckung des Ausfalls
durch Erhöhung oder Neueinführung von Steuern sei nicht zeitgemäß,
Hülfsquellen zur Deckung aber vorhanden. Für die außerordentlichen Aus-
gaben würden nur 42½ Mill. Rubel im Anleihewege aufzubringen sein.
Mitte Januar und folgende Monate. In Polen find ver-
stärkte Truppenbewegungen gegen die Grenze bemerkbar. Es
werden außergewöhnliche Lieferungen für Proviant, Militärstoffe,
Wagengeschirre, ferner für 100 000 Zelte ausgeschrieben. In Polen
werden große Baraken gebaut und an den Festungswerken wird mit
größter Beschleunigung gearbeitet; die Schulen werden benachrich-
tigt, sich zur eventuellen Räumung bereit zu halten, um Militär
aufzunehmen.
Mitte Januar. (Ministerwechsel.) Der bisherige Finanz-
minister Bunge wird Präsident des Ministerkomitees, an seine Stelle
tritt Staatsrat Wyschnigradski.
16. Januar. (Bulgarien.) Der Brüsseler „Nord“ erklärt:
Wenn in Bulgarien eine frei und legal gewählte Sobranje vorhanden
sein und die Regenten vor der Wahl derselben zurücktreten würden, und
wenn das bulgarische Volk dann den Herzog von Leuchtenberg zum Fürsten
wählen und der Sultan, sowie die Großmächte nichts gegen diese Kandidatur
einwenden würden, so sei es wenig wahrscheinlich, daß Kaiser Alexander auf
der Wahl des Fürsten von Mingrelien bestehen würde.
26. Januar. (Botschafterkonferenz in Konstanti-
nopel.) Die Pariser russische Botschaft sendet den Zeitungen eine
Note, welche besagt:
Die französischen Journale legten der beabsichtigten Vereinigung der
Botschafter in Konstantinopel einen Charakter bei, den sie nach russischer
Auffassung nicht habe. In der That sollen sich die Botschaster und Chargés
d'affaires in Konstantinopel vereinigen, aber ihre Beschlüsse werden bloß die