462 Bulgarien. (Januar 29. —Maärz 6.)
nicht geeignet zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung beizutragen
Sollte die Pforte ihre gegen die Freiheit Bulgariens gerichtete Haltung nicht
ändern, so könnte die Regierung für die Erhaltung der Ordnung weder in
Bulgarien noch in Mazedonien einstehen. Zugleich soll er die Bereitwillig-=
keit der Regierung zur Bildung eines gemischten Kabinetts durch Eintritt
der Opposition in dasselbe erklären, wenn die Pforte eine annehmbare Kan-
didatur für den Thron vorschlage, 1 Regent und 2 Minister sollen aus
dieser genommen werden, doch müßten alle übrigen Forderungen Zankows
abgelehnt werden.
29. Januar. Die Regierung läßt dem französischen Konsul
in Sofia zur Übermittelung an Rußland das über den russfischen
Kapitän Nabokow ausgesprochene Todesurteil wegen seiner
Teilnahme an der vorjährigen Verschwörung von Burgas aus-
händigen.
Mitte Februar. Karawelow tritt dem von Zankow in
Konstantinopel vertretenen Programm bei; es wird nach längeren
Verhandlungen ein von ihm, Slaweikow, Nikiforow und den Zan-
kowisten gefertigtes Protokoll nach Konstantinopel gesandt, um die
Verhandlungen Zankows mit dem Großvezier zu unterstützen.
23. Februar. Die Pforte bricht die Verhandlungen mit
Zankow ab.
Ende Februar. Die Regierung schließt in London eine An-
leihe in Höhe von 15.000,000 Franken ab.
28. Februar—6. März. (Militäraufstand.) Die Regierung
war bereits seit einiger Zeit von einer von den bulgarischen Re-
volutionsverbindungen der Flüchtlinge in Rumänien, Rußland und
der Türkei auf den 3. März, den Tag des Friedens von San Ste-
fano geplanten allgemeinen Erhebung in Nordbulgarien und dahin
zielenden Konspirationen mit verschiedenen höheren Offizieren und
Beamten in den Donaustädten unterrichtet und hatte die Verhängung
des Belagerungszustandes über die Donaudistrikte und die Versetzung
einer Anzahl verdächtiger Offiziere beschlossen. Um dem zuvorzu-
kommen — wie es scheint — proklamierte der Kapitän Krestow
in Silistria am 28. Februar die Erhebung gegen die Regierung.
Die Garnison, vorher gewonnen, schließt sich ihm an, auch einzelne
aus Rumänien über die Donau gesetzte Flüchtlinge unter dem ehe-
maligen Kapitän Benderew finden sich ein. Aber die auf tele-
graphischen Befehl schleunigst von Varna, Schumla und Rustschuk
abgerückten Teile der dortigen Garnisonen finden in Silistria keinen
nennenswerten Widerstand, da die schwache Garnison sich sofort er-
giebt und die Bevölkerung an der Erhebung nicht teilgenommen hat.