Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dritter Jahrgang. 1887. (28)

480 Jesgs#nten. (Febr. 14. — April Mitte.) 
nicht verhindern, daß Aegypten, selbst nach dem Abzug der englischen Trup- 
pen, eine englische Provinz bleiben wird. Wir aber wollen ein wahrhaft 
autonomes Aegypten unter der Suzeränetät des Sultans, mit einer natio- 
nalen Armee, einer unabhängigen Regierung, einer wahrhaft ägyptischen 
Verwaltung. Dazu braucht nicht die Räumung auf die Unterzeichnung des 
Abkommens zu folgen. Ihr Herren Engländer, fangt damit an, zu gehen, 
und alles wird wieder in die Ordnung kommen, die ohne ECuch gar nicht 
gestört worden wäre.“ 
14. Februar. Im englischen Unterhause teilt Fergusson mit: 
„Es sei nicht in Aussicht genommen, in Aegypten den Frondienst 
durch eine neue Steuer zu ersetzen; die Aufhebung der Fronarbeit solle an 
Stelle der beabsichtigten Reduktion der Bodensteuer treten; dieselbe solle in 
ihrer früheren Höhe bleiben, außer da, wo sie für die Steuerzahler zu hoch 
sei. 250,000 Pfd. Sterl. des Steuerertrags seien für die Entlohnung der 
Arbeiten bestimmt, welche die bisherigen Frondienste ersetzen müssen. Die 
Mächte hätten diesen Vorschlägen im Prinzip zugestimmt. 
20. Februar. Eine Note der Regierung kündigt die Auf- 
hebung der Einberufung der Fronpflichtigen und die zur 
Bezahlung der Arbeiter getroffenen Maßnahmen. 
15. März. Die Staatsschuld-Kommission willigt mit 
5 Stimmen gegen Eine in das Verlangen der Regierung, die Rech- 
nungen vom Jahre 1886 auf Grundlage des Dekrets-Entwurfes be- 
züglich der Aufhebung des Frondienstes zu regeln. Der französische 
Kommissär legt Protest gegen diesen Beschluß ein, welchen er als 
illegal betrachte, indem von diesem Dekrets-Entwurfe Abstand ge- 
nommen wurde. 
Ende März. Mukhtar Pascha, türkischer Kommissär in 
Aegypten, sendet seinen Bericht nach Konstantinopel. 
Er ist gegen den Neutralisationsvorschlag und schlägt die Festsetzung 
der Heeresziffer auf 15,000 Mann vor, gegen die von England vorgeschlagene 
von 6000 Mann. Sonst enthält derselbe nur Behandlung von Fragen ad- 
ministrativer Natur. 
Mitte April. (Sudan.) Infolge einer Niederlage der Auf- 
ständischen bei Dongola durch den mit Geld und Kriegsbedarf vom 
Khedive unterstützten Scheikh Saleh vom Kababisch-Stamme sendet 
der Nachfolger des Mahdi Kalif Abdullah 4 Abgesandte mit 
Briefen an die Königin Viktoria, den Sultan und den Khedive 
nach Kairo. 
Im Schreiben an den Khedive heißt es: „Erkennet mich als den 
wahren Mahdi an, und Ihr werdet heil und wir werden Freunde sein. Im 
andern Falle werde ich gegen Euch ausziehen, und es wird Ouch- ergehen, 
wie es Euren Feldherren ergangen ist.“ Der Nachfolger des Mahdi sei 
willens, die Autorität des Sultans anzuerkennen, werde jedoch nicht mit den 
Ungläubigen unterhandeln, da diese die Quelle aller sunrufen im Sudan seien." 
Im Schreiben an den Sultan erklärt der Khalif sich bereit, sich der 
Entscheidung des Sultans, als Khalifen, zu fügen, und wenn der Sultan
	        
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