Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Sept. 20.—Okt. Mitte.) 133
auf dieser Grundlage zu gemeinsamer Tätigkeit im Dienste und zum Wohle
des Vaterlandes sich mit uns zu vereinigen.
Berlin, 17. September 1888.
Der Wahlausschuß der freikonservativen Partei.
Graf Behr. Dr. Delbrück. v. Dziembowski. Graf Frankenberg. Gamp.
v. Kardorff. v. Koerber. Krah. Spangenberg. Vopelius. Frhr. v. Zedlitz.
20. September. (Emin-Pascha-Expedition.) Für das
Unternehmen einer Emin-Pascha-Expedition wird in Hannover eine
größere Versammlung unter Mitwirkung des Dr. Peters und des
Lieutnant Wißmann abgehalten. Oberpräsident v. Bennigsen führt
in der Versammlung den Vorsitz und spricht aus, daß die Regie-
rungen sowohl, wie die Landesvertretungen und jeder einzelne zu-
sammenwirken müßten für dieses nationale Werk. Es wird als-
dann mit der Unterschrift Bennigsens an den Kaiser ein Telegramm
abgesandt, dem geplanten Unternehmen Unterstützung zu schenken.
Ende September—Mitte Oktober. (Kaiser Friedrichs
Tagebuch.) Das Oktoberheft der „Deutschen Rundschau“ bringt
das Tagebuch Kaiser Friedrichs aus dem Kriege 1870—71 zum
Abdruck. Über die Quelle der Veröffentlichung bemerkt die Re-
daktion:
„Um jeden Zweifel an dem Ursprung dieser Veröffentlichung auszu-
schließen, bemerken wir, daß Seine Majestät, der verewigte Kaiser Friedrich,
das von Ihm während des französischen Feldzuges geführte Tagebuch Höchst-
selbst unserem Einsender mitgeteilt, und daß dieser nur aus Gründen der
Diskretion sich auf die nachfolgenden Auszüge aus demselben beschränkt hat,
welche geeignet sind, sowohl die edle Persönlichkeit des hohen Verfassers in
ihrer vollen Bedeutung hervortreten zu lassen, als einen wichtigen Beitrag
zur Geschichte jener großen Zeit zu bilden."
Die Publikation wird von der freisinnigen Partei mit großem
Beifall ausgenommen. So bemerkt die „Freisinnige Zeitung“ mit
Bezug auf die Stellen des Tagebuchs, welche sich auf die freiheit-
lichen Fragen beziehen:
„Zur Einheit wollte er (Kaiser Friedrich) dem deutschen Volke auch
die Freiheit gewähren. Vor der ersten Schlacht schrieb er in sein Tagebuch:
„Unser Hauptgedanke ist, wie man nach erkämpftem Frieden den freisinnigen
Ausbau Deutschlands weiter führt.“ Am Tage nach Sedan beschäftigte ihn
wiederum der Gedanke an die Pflicht eines freisinnigen Ausbaues des Staats-
lebens. Nach dem Kriege, schon am 7. März, zweifelte er aber an der Auf-
richtigkeit der Staatsmänner und Fürsten für den freiheitlichen Ausbau des
Reiches. Er glaubt, daß nur eine neue Zeit, die einst mit ihm rechne, sol-
ches erleben werde, denn die Erfahrungen, die er seit zehn Jahren gesammelt,
könnten nicht umsonst gewonnen sein. Fest vertraut er auf die Nation. Er
hofft auf einen starken Anhalt in derselben für seine freisinnigen Gesinnungen,
zumal er der erste Fürst sein werde, der den verfassungsmäßigen Einrich-
tungen ohne Rückhalt ehrlich zugetan vor sein Volk zu treten hat."
Der „Börsen-Courier“ sagt, die freisinnige Partei brauche jetzt