Die Österreichisch-Ungarische Monarchie. (Januar 16.—17.) 207
Mittelschulen, im Landtage einen Antrag einzubringen, wonach der
Landesschulrat aufgefordert werden soll, auf näher bezeichnetem
Wege dahin zu wirken, daß die galizische Jugend nach Beendigung
der Mittelschulen der deutschen Sprache in hinreichendem Maße
mächtig sei.
16. Januar. (Böhmen: Schulfrage.) Landtag: nimmt
einstimmig den Antrag Mattusch (Alttsch.) an, welcher in einer
Resolution die Dezentralisierung des Volksschul= und Gymnasial-
wesens und dessen Zuweisung an die Landtage befürwortet.
16. Januar. (Galizien: Landesschulrat.) Landtag: er-
hebt einen Antrag des Unterrichtsausschusses zum Beschlusse, wel-
cher lautet:
Der Landtag fordert die Regierung auf, dieselbe möge beim Kaiser
eine allerh. Entschließung erwirken, wonach beim galizischen Landesschulrate
ein Stellvertreter des Statthalters aus der Mitte der gelehrten und geachteten
Persönlichkeiten des Landes angestellt werden soll. Derselbe hätte als Direktor
sich ständig und ausschließlich mit der Leitung des Unterrichtswesens im
Landesschulrate zu befassen.
Der Ruthene Antonieweck spricht dagegen:
Er weist nach, daß der Antrag nur bezwecke, den Einfluß der Re-
gierung zu Gunsten des autonomistischen Prinzips im Schulwesen zu brechen.
Gegen die Autonomie nach polnischer Auffassung bestehe aber gerechtfertigtes
Mißtrauen und die Ergebnisse der polnischen Wirtschaft auf allen Gebieten
der Verwaltung böten einen Vorgeschmack, wessen man sich von weiterer Aus-
dehnung der autonomen Machtsphäre zu versehen habe. Das Unterrichts-
wesen müsse politischen Rücksichten möglichst entrückt werden, von den jetzigen
Vertretern des autonomistischen Prinzips könne aber unparteiische Wirksam-
keit am wenigsten erwartet werden.
Bei der Abstimmung verlassen die Ruthenen den Saal:
16.—24. Januar bzw. 20. Februar. (Ungarn.) Abg.-Hs.:
Generaldebatte über das Budget für 1888 (vgl. Gesch.-Kal. 1887
X. 22). Dasselbe wird schließlich gegen die Beschlußanträge der
gemäßigten und radikalen Opposition mit 215 gegen 113 Stimmen
als Grundlage für die Spezialdebatte angenommen und am 20.
Februar endgültig genehmigt.
17. Januar. (Steiermark.) Landtag: nimmt den vom
Grundbuchausschusse beschlossenen Antrag auf Einreichung der Be-
schwerde beim Reichsgericht gegen die vom Justizminister Prazak
befohlene Zulassung von slowenischen Eintragungen in die
Grundbücher des Cillier Kreisgerichtssprengels (vgl. Gesch.-Kal.
1887 X. 10) an.
In dem beigegebenen Berichte bezieht sich der Ausschuß auf das Her-
kommen, welches, seit überhaupt öffentliche Bücher in Steiermark entstanden
seien, in diesen ausschließlich die deutsche Sprache kenne; er weist weiter die