218 Die Österreichisch-Ungarische Monarchie. (Januar 25.)
insbesondere diese Mehrheit, sowie die Regierung in der gebotenen Sorge
für das öffentliche Wohl und in der Lage des Landes und des Reiches noch
immer keinen Anlaß finden können, unseren Vorschlägen grundsätzlich ent-
gegenzukommen, dann gebricht es uns auch an der zuversichtlichen Hoffnung,
auf dem Wege der beabsichtigten Konferenz zu dem Ziele einer sachlichen
Vereinbarung zu gelangen. In der Ablehnung der Zustimmung zu den
Grundsätzen unserer Landtagsanträge ist an sich doch die Ablehnung der letz-
teren von selbst gelegen, und es erscheint im öffentlichen Interesse zuträg-
licher, auf Verhandlungen zu verzichten, in welche wir nur mit der bestimmten
Besorgnis eines erfolglosen, nur noch tiefer verstimmenden baldigen Abbruches
eintreten könnten.
In der uns übergebenen Zuschrift vom 5. Januar l. J. wird uns
mitgeteilt, daß die Vertreter der beiden anderen Landtags-Klubs außer stande
seien, die von uns gewünschte prinzipielle Zustimmung zu unseren Landtags-
anträgen auszusprechen, und daß ihnen auch die in unserem Schreiben vom
19. Dezember 1887 enthaltenen Gegenvorschläge nicht alle so geartet er-
scheinen, daß man die Annahme derselben nach unseren Wünschen bei der
in Aussicht genommenen Konferenz erwarten könnte. So lebhaft unser Wunsch
ist, zu einer Verständigung über die Bedingungen unseres Wiedereintrittes
in den Lantag zu gelangen, welche eine friedliche Gestaltung der Verhält-
nisse im Lande versprechen, so aufrichtig ist nun auch unser Bedauern, gegen-
über jener Stellungnahme der Vertreter der Landtagsmehrheit, im Zusammen-
hange mit unseren früher mitgeteilten Beschlüssen und den hier voraus-
geschickten Ausführungen, die offene Erklärung abgeben zu müssen, daß wir
in die vom Herrn Oberst-Landmarschall vorgeschlagene Konferenz nicht ein-
zugehen und daher auch der an uns ergangenen Einladung zur Wahl un-
serer Vertreter für jene Konferenz nicht zu solgen vermögen. Es möge uns
gestattet sein, an diese Erklärung die Versicherung zu reihen, daß wir bei
der von der andern Seite so oft betonten Bereitwilligkeit, den Weg der Ver-
ständigung mit uns zu betreten, nicht erwartet hätten, jedes grundsätzlichen
Entgegenkommens der Landtagsmehrheit entbehren zu müssen und ihr Zu-
geständnis auf eine formale Zulassung beschränkt zu sehen, welche wohl eine
Beratung unserer Vorschläge gestattet, uns aber nicht die mindeste sachliche
Befriedigung gewährt. Erwägen wir alle, einer grundsätzlichen Annahme
unserer Vorschläge entgegentretenden Schwierigkeiten, so können wir den Grund
derselben doch nur in staatsrechtlichen Auffassungen finden, welchen wir zu
folgen allerdings außer stande sind. Indem wir die Erklärung unserer Be-
reitwilligkeit wiederholen, unter den von uns im Zuge des bisherigen ein-
leitenden Verkehres entwickelten Voraussetzungen auf Verhandlungen über die
Bedingungen unseres Wiedereintrittes in den Landtag einzugehen, schließen
wir mit dem aufrichtigen Ausdrucke des Dankes für die bestgemeinten Ab-
sichten Sr. Durchlaucht des Herrn Oberst-Landmarschalls.
Prag, am 22. Januar 1888. Dr. Schmeykal."
25. Januar. (Österreich- Ungarn: Reservistenein-
ziehung.) Ungarn: Abg.-Hs.: nimmt den Gesetzentwurf über die
Einberufung der Reservisten zu einer 7 tägigen außerordentlichen
Waffenübung behufs Einübung des Gebrauchs des neuen Repetier-
gewehres an.
Der österreichische Reichsrat stimmt dem Gesetze sogleich nach
seinem Wiederzusammentritte zu.