Spanien. (Juni 23. — November.) 287
nimmt diese an, betraut aber Sagasta mit der Bildung eines neuen Kabinetts.
Dasselbe konstituiert sich in folgender Weise: Sagasta, Präsidium; Alonso
Martinez, Justiz; Armijo, Äußeres; Xiquena, Kolonien; Rodriguez Arias,
Marine; Moret, Inneres; Puigcerver, Finanzen; Canalejas, öffentliche Ar-
beiten; O'Rynan, Krieg. Das neue Kabinet erläßt an die Kammern die
Erklärung, daß es eine Fortsetzung des vorausgegangenen sei. Die eben be-
endete Krise sei keine politische, nur eine ministerielle. Die Regierung werde
sich mit finanziellen Reformen befassen.
23. Juni. (Pariser Weltausstellung.) Die Kammer
lehnt auf Anraten des Minister-Präsidenten, der gleichzeitig aller-
dings freundschaftliche Beziehungen zwischen seiner Regierung und
der französischen konstatiert, eine offizielle Beteiligung Spaniens
an der bevorstehenden Pariser Weltausstellung ab.
28. Juni. (Zölle.) Die Kammer verwirft mit 135 gegen
54 Stimmen ein Amendement der Konservativen, welches die Er-
höhung der Zolltarife bezweckt.
Monat August. (Sozialistischer Arbeiterkongreß.) In
Barcelona findet ein Arbeiterkongreß statt. Derselbe bezeichnet als
Ziel der spanischen Sozialistenpartei die vollständige Emanzipation
der arbeitenden Klasse, die Abschaffung der gesellschaftlichen Unter-
schiede und die Umwandlung aller Klassen in eine, die der freien,
gleichberechtigten Arbeiter. In diesem Sinne wird das Programm
aufgestellt.
2. Hälfte August. (Militär-Verschwörung.) In Villo-
varo bei Madrid bricht eine Militärverschwörung aus.
Die Verschwörer hatten ihr Augenmerk besonders auf die Garnisonen
in Madrid, Katalonien, Aragonien und Navarra gerichtet. Sechs Sergeanten
und verschiedene Militär-Reitlehrer, darunter der Chef der königlichen Ma-
nége, werden verhaftet, sechszig zur Artillerie und zum Genie in Madrid
kommandierte Subaltern-Offiziere in ihre Regimenter zurückgeschickt.
2. Hälfte September. (Manifest Don Carlos'.) Don
Carlos erläßt ein Manifest, in dem er in Abrede stellt,
jemals versprochen zu haben, die Regentin nicht zu bekämpfen und
die Einigung mit den Alphonsisten zu planen; er werde jedoch, erklärt er,
nichts tun, die Ruhe Spaniens zu stören, insolange Spanien dies nicht
verlangt.
Oktober—November. (Canovas del Castillo.) Der Führer
der konservativen Partei macht eine politische Reise durch das Land,
wobei es in den Hauptstädten zu stürmischen Kundgebungen gegen
ihn durch die Anhänger der liberalen Parteien, namentlich der
Republikaner, kommt. Die „Nordd. Allg. Ztg.“ bemerkt zu diesen
Vorgängen:
„Daß die Republikaner sich bei dieser Gelegenheit geflissentlich in den
Vordergrund drängen, läßt den neulichen Hinweis der „Pol. Korr.“ auf