Krankreich. (Februar 29.)
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29. Februar. (Kammer.) Margqutfs de Breteuil entwickelt
in der Kammer anläßlich der Verhandlung des Budgets des Mi-
nisteriums des Aeußern die auswärtige Politik der monarchischen
Partei.
Ich will über die im Jahre 1887 geschlossene Tripel-Allianz sprechen.
Das Einverständnis Oesterreichs, Deutschlands und Italiens ist zu wichtig,
als daß nicht bei aller Reserve auf der Tribüne der französischen Kammer
ins Auge gefaßt werde, was es vom französischen Standpunkte wert ist und
welche Haltung es Frankreich auferlegt. Handelt es sich um ein französisches
Interesse gegenüber dem Auslande, so gibt es keine Monarchisten, keine
Republikaner, nur Franzosen. (Beifall.) In allen Parlamenten spricht
man mehr über die auswärtige Politik, als im französischen. (Rufe: Es ist
besser sol) Ungeachtet der Veröffentlichung des österreichisch-deutschen Bun-
desvertrages glaube ich, daß die Politik der Tripel-Allianz eine friedliche sei,
da Bismarck es doch erklärt hat. Wichtiger aber zu Gunsten des Friedens
ist die Gebrechlichkeit dieser Tripel-Allianz. Die Kräfte der verbündeten
Mächte sind nicht stärker als diejenigen der unabhängig gebliebenen. Dies
ist für das europäische Gleichgewicht vielbedeutend, die beste, vielleicht einzige
Friedensgarantie. (Beifall.) Um dem Kriege in Europa auszuweichen oder
vielleicht um Europa seinen Willen zu diktieren, suchte Fürst Bismarck, durch
Rußlands Unabhängigkeit beunruhigt, Alliierte. Vielleicht, dachte er, bricht
der Krieg gegen seinen Willen aus. In diesem Falle mag Oesterreich Ruß-
land angreifen und Italien Frankreich beschäftigen. Er könnte dann nach
der einen oder anderen Richtung intervenieren, um endgültige Vorteile zu
erlangen. Der Handel scheint nicht vorteilhaft für die beiden anderen alliier-
ten Mächte. Aber Oesterreich konnte den Anträgen Deutschlands nicht
widerstehen, und wir dürfen das Oesterreich-Ungarn nicht nachtragen. Italien
konnte im Falle eines Krieges mit Frankreich wegen seiner Küsten Besorg-
nisse hegen; allein Bismarck ließ die Allianz mit England vor den Augen
flimmern, und so ging denn Crispi von Friedrichsruhe fort, stolz, ruhmreich
und engagiert. (Beifall.) England befolgt seit langem den Grundsatz der
Nichteinmischung in kontinentale Angelegenheiten; England ist der Tripel=
Allianz nicht beigetreten.
Bismarcks Genie, seine diplomatische Geschicklichkeit haben den Aus-
bruch des Krieges bis heute verhindert. Hätte er aber volles Vertrauen in
seine Alliierten, würde er die Rüstungen nicht so vermehren. Darum wen-
dete er auch alle Verführungsmittel an, um England zum Anschluß an die
Tripel-Allianz zu bewegen, denn davon hängt Italiens Mithilfe ab. Eine
zeitlang schien Lord Salisbury nachgeben zu wollen, allein bald sah er ein,
daß seine Partei ihm auf diesem Wege nicht folgen würde. Ich bin daher
überzeugt, daß England frei ist von jedem Engagement, und nicht geneigt,
sein Schicksal an das Deutschlands, Oesterreichs und Italiens zu binden.
(Beifall.) England ist mehr mit seinen asiatischen Angelegenheiten, als mit
denen des Kontinents beschäftigt. Ich glaube, seine Befürchtungen bezüglich
des russischen Vordringens in Asien seien übertrieben, allein ich bin über-
zeugt, England ließe gerne den Zar in Europa gegen das Mittelmeer vor-
dringen, wenn Rußland sein Vordringen gegen Afghanistan aufgeben würde.
England begreift, daß es eher sein Interesse ist, sich mit Rußland zu ver-
binden, als sich auf den Weg der Tripel-Allianz zu begeben. Bismarck kann
sich also im gegebenen Augenblicke zwischen Frankreich und Rußland befin-
den. Es scheint, daß er nicht zweifelt, sie beide schlagen zu können, aber
kann er ungeachtet seiner Millionen Soldaten in einem solchen Kampfe die
Existenz des Kaiserreiches riskieren? Darum glaube ich, Deutschland sei mit