324 Irankrei. (Februar Ende.)
Elsaß-Lothringen? (Abweisende Rufe rechts und im Zentrum.) — Marquis
de Breteuil: Wir müssen beweisen, daß wir solide, aber diskrete Freunde
sind. — Abg. Dreyfuß (Radikaler): Und unabhängig. — Marquis de
Breteuil: Es herrscht gegenüber England ein Mißverständnis. Die Be-
ziehungen sollen freundschaftlichere sein, Englands Absichten bezüglich Aegyp-
tens nicht bezweifelt und Konzessionen gegenseitig gemacht werden. Wenn
Italien von unseren friedlichen Absichten überzeugt werden und einsehen
wird, daß wir nicht eifersüchtig auf seine Entwicklung sind, wird es die
Gemeinsamkeit der Interessen uns schließlich nähern. (Ausrufe des Zweifels.)
Frankreich bleibe ruhig und würdig, vernachlässige kein wirksames Mittel,
zerstreue nicht seine Kräfte in fernen Gegenden (Beifall links und rechts)
und bereite angesichts der Tripel-Allianz das Terrain vor, auf dem die un-
abhängig gebliebenen Staaten sich konzentrieren können. Gewinnen wir Zeit,
ohne durch Schwierigkeiten vorhergegangener Allianzen beengt zu sein. Mar-
quis de Breteuil schließt: Die Zeit ist das beste Hilfsmittel. Große Mi-
nister und große Eroberer werden nicht ewig leben, und sie haben selten
große Nachfolger. Bleiben wir eine große Nation, die den Frieden will,
die aber einen Krieg nicht fürchtet; erklären wir, daß Frankreich jeden An-
griffskrieg von sich weise und daß es in Frieden leben will mit Würde und
Ehre. Er begehre vom Minister des Aeußern keine Antwort und engagiere
durch seine Ausführungen bloß seine eigene Person.
Am demselben Tage verlangt Flourens die Wiedereinstellung
des von der Budget--Kommission gestrichenen Erfordernisses für die
Boitschaft beim Vatikan. Er sagt:
Die gegenwärtigen Verhältnisse empfehlen gebieterisch die Wiederher=
stellung des Kredits für die Botschaft. Alle Staaten, welche Schwierigkeiten
mit dem Heiligen Stuhle hatten, haben wieder diplomatische Beziehungen
zu demselben angeknüpft. Unser Einfluß im Orient wird von europäischen
Mächten angegriffen; unser Hauptaktionsmittel für den Orient ist die fran-
zösische Botschaft beim Vatikan. Ihre Abschaffung votieren, hieße beschließen,
daß die Kinder in den Schulen der Levante in Hinkunft nur mehr italienisch
lernen. Es handelt sich um eine Frage des Patriotismus, welche die Kammer
verstehen wird. (Zahlreiche Zustimmungs-Kundgebungen.)
Der Kredit für die Botschaft beim Vatikan wird hierauf mit
294 gegen 240 Stimmen wieder eingestellt.
Ende Februar. (Stimmzettelmanifestation für Bou-
langer.) In neun Departements, wo Ergänzungswahlen statt-
finden, werden für General Boulanger zahlreiche Stimmen, ins-
gesamt 54,671, abgegeben. Da eine Wahl Boulangers als aktiven
Offiziers ungesetzlich ist, so erwägt der Ministerrat, welche Maß-
regeln sich gegen ihn, dessen Einverständnis mit den Agitatoren für
seine Kandidatur sicher wäre, zu ergreifen seien, kommt aber zu
keinem Resultat.
Am 3. März richtet General Boulanger an den Kriegs-
minister folgendes, von Clermont-Ferrand datiertes Schreiben:
Anläßlich der in diesem Monate stattfindenden Wahlen werden be-
harrliche Schritte bei mir unternommen. Nachdem es mit Rücksicht auf
meine Stellung, die ich einnehme, und namentlich auf die Epoche, in welcher