Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierter Jahrgang. 1888. (29)

358 Die RNämische Kurie. (Januar 26. — Februar 25.) 
6. Januar. (Jubiläumsausstellung.) Bei der Eröff- 
nung der Ausstellung der dem Papste zu seinem Jubiläum gespen- 
deten Geschenke hält Kardinal Schiaffino, Präsident der Ausstellungs- 
Kommission, eine Ansprache an den Papst, in der er die Universalität 
der Jubelfeier, die Universalität des Herkommens der ausgestellten 
Gaben bespricht und konstatiert, daß alle Klassen des menschlichen 
Geschlechtes an der Jubelfeier und an der Uebersendung von Gaben 
teilgenommen haben. Er fährt sodann fort: 
„Ihrem Triumphe läßt sich nichts in der Nähe oder Ferne von uns 
vergleichen. Es ist ein Triumph, der nicht durch Gewalt vorbereitet wurde, 
der niemanden eine Thräne oder einen Seufzer kostet, in welchem Ihre Söhne 
durch Ihren Glauben mit Ihnen triumphieren. Welch schönes freudiges 
Fest für die ganze Welt! Es ist so schön und freudig, daß wir nicht den 
Mut haben, es durch die düsteren Gedanken zu trüben, welche gleich einem 
Dorn unser Herz als Katholiken und als Ihre Kinder bluten machen. Wir 
wollen uns lieber daran erinnern, daß die Vorsehung die großen Ereignisse 
durch unvorhergesehene Mittel entstehen läßt, um die Menschen zur Efül- 
lung der göttlichen Absichten hinzuführen. 
Die Antwort des Papstes enthält keine politischen Anspie- 
lungen. 
26. Januar. (Schreiben an den Zaren.) Der Papst be- 
antwortet das Glückwunsch-Telegramm des Zars mit einem eigen- 
händigen Schreiben, worin er seinen Dank ausspricht und hinzu- 
fügt, der Heilige Stuhl sei bereit, alles in seiner Macht Stehende 
zu thun, um die in der Depesche des russischen Kaisers ausgedrückten 
Wünsche zu befriedigen und jedweden Vorschlag, welcher ihm ge- 
macht würde, in Beratung zu ziehen. 
1. Februar. (Irische Wallfahrer.) Der Papst empfängt 
300 Wallfahrer aus Irland. 
Der dieselben führende Erzbischof von Dublin verliest zuerst eine 
Adresse namens des irischen Episkopats, sodann eine zweite von dem Mayor 
Sullivan unterzeichnete Adresse der Gläubigen von Dublin. Der Papst 
erwidert in Ausdrücken des Lobes für Irland. Er erinnert daran, wie der 
heilige Patrick dem irischen Volke den Glauben gebracht, und fügt unter 
Hinweis auf die deutschen Katholiken hinzu, das irische Volk werde gewiß 
diesen Glauben allen Schwierigkeiten zum Trotze bewahren. Man musse 
alles der Vorsehung anheim geben; er seinerseits werde, wenn es ihm mög- 
lich sei, jederzeit für das Wohl Irlands und des irischen Volkes eintreten. 
25. Februar. (Marokkanische Gesandtschaft.) Der Papst 
empfängt eine marokkanische Gesandtschaft, an deren Spitze der Mi- 
nister des Aeußern des Sultans steht, welcher den Papst ersucht, 
seinen Einfluß aufzubieten, damit die in Aussicht genommene euro- 
pdische Konferenz baldigst zusammentreten und die marokkanische 
Frage zu Gunsten Spaniens, das stets eine Art der Schutzherrschaft
	        
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