Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierter Jahrgang. 1888. (29)

Bulgarien. (Januar Anfang — 1. Hälfte.) 389 
türkischen Besitzungen am Roten Meere am 11. Mai angenommen, 
notifiziert die Pforte ihn den Mächten zum Zwecke des Beitritts. 
2. Bulgarien. 
Anfang Januar. (Amtliche Briefverletzung,) Die Ver— 
treter Oesterreichs, Italiens, Frankreichs, Englands, Griechenlands, 
Rumäniens, Serbiens in Sofia richten an den bulgarischen Minister 
des Auswärtigen eine gegen vorgekommene Verletzungen ihrer amt- 
lichen und privaten Korrespondenz gerichtete gemeinsame Beschwerde, 
woran der deutsche Vertreter sich nur deshalb nicht beteiligt, weil 
er mit der bulgarischen Regierung amtlich nicht verkehrt. 
Die Beschwerde verlangt die Abhilfe unter Berufung auf die völker- 
rechtliche Unverletzlichkeit des Briefgeheimnisses in den zum Weltpostverein 
gehörenden Ländern. 
1. Hälfte Januar. (Putschversuch in Ostrumelien.) Eine 
Bande, bestehend aus 12 Bulgaren und 30 Montenegrinern, geführt 
von Nabukow, dem russischen Kapitän, der seinerzeit das Komplot 
gegen das Leben des Prinzen Alexander und den Aufstand in Burgas 
organisiert hatte, und dem gewesenen Leutnant des bestandenen 
Strumski-Regiments, Bojanow, schiffen sich aus einem griechischen 
Schiffe in der Nähe von Burgas aus und marschieren dorthin, um 
einen Aufstand hervorzurufen, werden aber von den allarmierten 
Truppen zurückgeworfen. 
Die Insurgenten flüchteten, verloren 14 Mann, darunter Nabokow, 
sechs Mann wurden gefangen. Die bulgarischen Truppen verloren zwei 
Mann. Die Expedition war von Zankow im russischen Kloster von Galata 
vorbereitet worden. 
Unter den bei den Gefangengenommenen gefundenen Papieren befinden 
sich ein Empfehlungsschreiben des russischen Gesandten in Bukarest, Hitrowo, 
znd ein Brief Krissows, eines der Führer des slawistischen Komitees in 
essa. 
Gleichzeitig mit der Veröffentlichung dieser teilt die Regierung 
den diplomatischen Agenten den Inhalt eines bei Nabokow vorge— 
fundenen Briefes mit, welcher, in deutscher Sprache geschrieben, von 
einem gewissen Petrovic unterzeichnet, aus Konstantinopel, 5. Fe- 
bruar 1887, datiert und an den Grafen Ignatiew in Moskau ge- 
richtet ist. Das Schreiben hat folgenden Wortlaut: 
„Bezugnehmend einem Schreiben gleich danach Nikolai Nabokow hieher 
gekommen, um hier Montenegriner bewußte Sache werben. Nachdem mit 
Fürst Nikolas nichts gemacht verabredet wurde, kann ohne seine Bewilligung 
nichts machen; nichts bleibt übrig, daß Wosche Slatelstve alles anwendet, 
von dort nach Cettinje vertraulicher Auftrag ergeht, Fürst Nikolaus seinem 
hiesigen Vertreter Bogicevic Auftrag erteilt, nichts dagegen anzuwenden, daß
	        
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