Serbien. (November — Dezember 25.) 403
klärt, zeitweise selbst präsidieren zu wollen, und ernennt zu Vizepräsidenten
Jovan Ristic, Milutin, Garasanin und General Sava Grujic.
Die große Skupschtina zählt 600 Mitglieder, die gewöhnliche nur 150;
sie unterscheidet sich ferner von der jetzigen darin, daß in ihr nur gewählte
und nicht auch vom König ernannte Mitglieder Platz finden. Nach dem Kriege
von 1876 war die große Skupschtina zum letztenmale einberufen worden.
Monat November. (Das Subkomitee zur Ausarbei-
tung des neuen Verfassungsentwurfes) tritt zusammen. Der
König erklärt demselben gegenüber alsbald, auf das nach der be-
stehenden Verfassung der Krone zustehende Recht, ein Drittel der
Mitglieder der Skupschtina zu ernennen, Berzicht leisten zu wollen.
Nach längeren Diskussionen kommt es zwischen den drei
Hauptparteien des Landes in den wichtigsten Punkten der Ver-
fassungs-Revision zu einem Kompromiß. Infolge dessen finden
Anfang Dezember die ersten Plenarsitzungen des Verfassungsaus-
schusses statt. In denselben wird zunächst die Thronfolge geregelt.
Danach werden der Kronprinz Alexander und dessen Nachkommen für
die allein berechtigten Erben des serbischen Thrones erklärt; sollte König
Milan eine zweite Ehe eingehen, so bleiben etwaige aus derselben hervor-
gehende Nachkommen selbst für den Fall von der Thronfolge ausgeschlossen,
wenn der Kronprinz kinderlos bliebe oder sein Geschlecht aussterben sollte.
1. Hälfte Dezember. (Wahlen zur großen Skupschtina.)
Die Wahlen ergeben folgendes Resultat: 504 Radikale, 86 Liberale,
4 Fortschrittler und 19 Kandidaten unbekannter Parteifärbung.
23. Dezember. (Skupschtina.) In der ersten Sitzung der
großen Skupschtina wird Paja Vukovics (radikal) zum provisori-
schen Präsidenten und Rista Popovic (gemäßigt radikal) zum Prä-
sidenten des Verifikations-Ausschusses gewählt.
25. Dezember. (Die Radikalen.) Eine Deputation von
120 der hervorragensten Mitglieder des radikalen Klubs erscheint
im Palais, um dem Könige im Namen der radikalen Partei den
wärmsten Dank auszusprechen, daß derselbe aus eigenem Antriebe
das serbische Volk mit einer liberalen Verfassung beschenkt habe:
sie könnten dem Könige die Versicherung geben, daß die radikale
Partei fest zu Thron und Vaterland stehe, und bäten Se. Majestät,
von der Loyalität und unverbrüchlichen Treue und Hingebung der
radikalen Partei überzeugt zu sein. Der König erwidert,
er sei von der Loyalität und Treue der Partei überzeugt und zog
sodann eine Parallele zwischen der alten Verfassung und dem jetzt vorliegenden
Verfassungsentwurf, wobei er die Vorzüge des letzteren, sowie die damit ge-
währte große Verbesserung der verfassungsmäßigen Zustände hervorhob. Gleich-
zeitig legt der König die Gründe dar, aus denen er bei seinem bereits dem
Verfassungs-Ausschusse gegebenen Worte, seinerseits keine weiteren Konzessionen
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