Sie Gesterreichisch-Angerische Mosarhie. (November 13.) 207
Beamten bis zur Gehaltsstufe von 1200 fl. zu ernennen, jedoch mit genauer
Einhaltung der von der Generaldirektion festzustellenden präzisen Bedingungen
für die Ernennung. Die Betriebsdirektionen werden über jede einzelne Er-
nennung der Generaldirektion einen Vorschlag unterbreiten, und erst, wenn
von der Generaldirektion keine Einwendung erhoben wird, soll die Ernen-
nung durch die Betriebsdirektion erfolgen. Die Generaldirektion soll dadurch
in die Lage gesetzt werden, ausgleichend auf die Avancementsverhältnisse bei
sämtlichen Betriebsdirektionen zu wirken, damit nicht eine zu große Ver-
schiedenheit in dem Tempo der Vorrückung sich herausbilde. Der General-
direktion wird auch das Recht vorbehalten, die Versetzung von Beamten aus
einem Direktionssprengel in einen andern vorzunehmen. Die Forderung des
galizischen Landesausschusses, daß die Beamten von den Landes-Chefs ernannt
werden sollen, ist daher nicht bewilligt. Die Betriebsdirektionen werden nur
verpflichtet sein, bei Anstellungen und Ernennungen von den Landes-Chefs
einen Leumundsbericht über die Bewerber einzuholen, wie dies, allerdings
nur fallweise, auch jetzt schon bei den Staatsbeamten anderer Dienstzweige
zu geschehen pflegt.
Ueber die Audienz Jaworskis beim Kaiser bringt das „Wiener
Tageblatt“ einen Bericht, daß der Kaiser die äußere Lage als über-
aus ernst bezeichnet habe. Darauf Panik an der Börse. Die an-
geblichen Aeußerungen des Kaisers werden amtlich dementiert.
13. November. (Wien.) Das Abgeordnetenhaus setzt
heute die Beratung des Unterrichtsbudgets fort. Im Laufe der
Debatte erklärt der Unterrichtsminister Gautsch, die Kenntnis
der deutschen Sprache gehöre in Oesterreich zu den unabweisbaren
Notwendigkeiten. (Stürmischer Beifall und Händeklatschen links,
Widerspruch und „Oho“-Rufe rechts. Als sich von der Rechten ver-
einzeltes Zischen vernehmen läßt, applaudiert die Linke nochmals
lebhaft.) Der Minister fügt hinzu, die Kenntnis der deutschen
Sprache sei das einzige Mittel, um das national entwickelte Schul-
wesen Oesterreichs vor geistiger Vereinsamung zu schützen. Auch
aus wirtschaftlichen Gründen sei die Kenntnis der deutschen Sprache
für die Bevölkerung unerläßlich.
Der Slovene Sullje protestiert unter dem lauten Beifall
der Jungtschechen und Slovenen gegen die Rede des Unterrichts-
ministers. Die Slovenen wüßten nun, daß sie von der gegen-
wärtigen Regierung nichts zu hoffen haben, sie nähmen den auf-
gedrungenen Kampf auf und seien sicher, daß Gott das slovenische
Volk nicht untergehen lassen werde. (Lebhafte Unruhe links.) —
Bei der fortgesetzten Beratung des Unterrichtsbudgets beglückwünscht
der Abgeordnete Ghon unter dem Beifall der Linken namens der
Deutschliberalen den Unterrichtsminister Dr. v. Gautsch zu seinen
Erklärungen. Die Rechte protestiert dagegen. Ebenhosh erklärt