Großbritannien. (August 5. — August 20.) 227
in den letzten Jahren beschlossen, um die Beobachtung der Gesetze in Irland
zu sichern und die allgemeine Lage der Insel zu bessern, haben eine erkleck—
liche Verminderung der Agrarvergehen und einen bedeutenden Wohlstands-
aufschwung im Gefolge gehabt. Die Schritte, welche Sie thaten, um dem
durch die Kartoffelmißernte drohenden Elend in den inneren Gegenden West-
irlands vorzubeugen, haben das große Unheil einer Hungersnot abgewandt.
Auch haben Sie eine wohlthätige Maßregel anläßlich der übervölkerten Be-
zirke Irlands durchgesetzt; durch Pflege des Ackerbaues und Ermunterung
des Fischereibetriebes wird sie hoffentlich zur Verhinderung ähnlicher Ge-
fahren in der Zukunft beitragen.
Die Vorkehrungen, durch welche Pächter in den Stand gesetzt werden,
ihre Pachtgüter zu kaufen, sowie die Maßregel zur Erleichterung der Land-
übertragung in Irland werden durch Vermehrung der kleinen Grundbesitzer
die beste Bürgschaft für die öffentliche Sicherheit und Ordnung liefern.
Das Gesetz, welches den Landbesitzern eine unmittelbare Haftbarkeit“
für die Zehentzahlung auferlegte, wird häufigen Veranlassungen zu Strei-
tigkeiten zwischen Pächtern und Zehenteignern vorbeugen und zugleich den
Zehentzahlern in dringlichen Fällen Erleichterung gewähren.
Im Anuschluß an dringende Handels= und Ackerbaubedürfnisse haben
Sie einen wichtigen Teil des Werks zur Vereinfachung und besseren Ver-
anlagung des Eisenbahntarifs vollendet; das Ergebnis wird unzweifelhaft
die schweren damit verknüpften Arbeiten rechtfertigen.
Die Maßregeln zur Ausbildung des Fabrik= und Werkstättengesetzes,
der Sparbanken und der öffentlichen Gesundheitspflege werden, dessen bin
ich gewiß, zum Wohl und Gedeihen meines Volkes beitragen.
Ich hoffe, daß Sie in einer künftigen Session im stande sein werden,
verschiedene Fragen zu untersuchen, auf die ich Ihr Interesse gelenkt, die in
Angriff zu nehmen aber Ihnen der Zeitmangel nicht gestattete.
Ich bete, damit bei der Erledigung Ihrer verschiedenartigen Obliegen-
heiten in meinem Königreich Sie sich der Leitung und des Beistandes des
allmächtigen Gottes erfreuen.“
5. August. Der türkische Botschafter in London Rustem
Pascha übermittelt auf Grund der ihm erteilten Instruktionen
Lord Salisbury den Wunsch des Sultans, die Unterhandlungen in
betreff der Räumung Egyptens seitens der englischen Truppen
wieder aufzunehmen.
8. August. Lord Salisbury antwortet hierauf:
Er könne, da fast alle Mitglieder des Kabinets verreist seien oder
vor ihrer Abreise ständen, dem Wunsche der Pforte gegenwärtig nicht Folge
geben, so sehr er dem Sultan gefällig zu sein wünsche. Es seien außerdem
in den seit den letzten Verhandlungen verstrichenen vier Jahren Veränderungen
eingetreten, welche eine Erneuerung seiner Vollmachten zur Wiederaufnahme
der Verhandlungen notwendig machten. Er werde daher erst Ende Oktober
Rustem Pascha seine Entschließungen mitteilen können.
19. August. (Portsmouth.) Die von Kronstadt zurück-
kehrende französische Flotte macht England einen Besuch.
20. August. Bei der Festtafel, die die Königin in Osborne
den französischen Marineoffizieren gibt, spielt die Musik die Mar-
seillaise, wobei die Königin sich erhebt und dieselbe stehend anhört.
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