252 Italien. (Oktober 2. 23.)
auf das Wohl des Königs und der Königin und schließt seine Rede
mit den Worten:
„In diesem feierlichen Augenblicke gebe ich dem lebhaften Vertrauen
Ausdruck, daß die intimen und herzlichen Beziehungen zwischen Italien und
England für die Zukunft in der nämlichen Weise fortdauern werden, wie
sie in der Vergangenheit waren. Ich trinke auf die Gesundheit Ihrer Ma-
jestäten des Königs und der Königin.“
2. Oktober. (Rom.) Am Jahrestage des Plebiszits im
Kirchenstaat entsteht ein Tumult, veranlaßt durch französische
Pilger, die das Pantheon besuchen und dort in das Register die
Worte eingeschrieben haben sollen: „Hoch der Papstkönig!“ Nach
andern Nachrichten hätten sie noch hinzugefügt: „Nieder mit Viktor
Emanuel! Tod dem König Umberto!“ und auf das Grab Viktor
Emanuels gespuckt. Nachgewiesen wird nachher nur das Wort
„Vive le Pape!“.
Einige junge Leute organisieren hierauf eine Demonstration im libe-
ralen Sinne, durchziehen die Stadt und verlangen vor den Hotels, in welchen
Pilger wohnen, unter Pfeifen die Aufhissung der Nationalfahne. Die Hotel-
besitzer kommen diesem Verlangen sofort nach, die Fahnen werden enthusiastisch
begrüßt. Die liberale Demonstration, welche unter fortwährenden Rufen:
„Es lebe Italien! Es lebe der König!“ ihren Fortgang nimmt, zerstreut
sich schließlich in vollkommener Ruhe.
Der Zwischenfall findet sowohl in den offiziellen vatika-
nischen Kreisen, als auch seitens der ganzen Nation, ebenso aber
auch seitens der französischen Regierung die schärfste Mißbilligung,
und der Vorsitzende des französischen Pilgerausschusses, Herr Harmel,
gibt mit Zustimmung des Papstes im italienischen Ministerium
des Innern eine nachdrückliche Verwahrung gegen die im Pantheon
„von drei jungen Burschen begangene bedauerliche That“ ab, gleich-
zeitig das „tadellos freundliche und zuvorkommende“ Verhalten der
italienischen Behörden gegenüber den Pilgern anerkennend. (Vgl.
Kurie.)
13. Oktober. (Monza.) Der russische Minister des Aus-
wärtigen v. Giers und der russische Botschafter Vlangali werden
zusammen mit dem Ministerpräsidenten Rudini vom König em-
pfangen. Rudini, Giers und Vlangali kehren von da zusammen
nach Mailand zurück.
23. Oktober. Francesco Crispi richtet an einen Mitarbeiter
der „Matinées Espagnoles“, Desmarets, nachstehenden, von der
„Riforma“ veröffentlichten Brief:
„Mein werter Desmarets! Mein Brief vom 19. September war nur
für Sie allein bestimmt. Durch seinen Abdruck haben Sie mich zu einer
öffentlichen Besprechung genötigt, in die einzutreten ich gar keine Lust hatte.