Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Siebenter Jahrgang. 1891. (32)

288 Amerika. (Februar 23.— April 19.) 
23. Februar. (Washington.) Einwanderungs-Bill. 
Das Gesetz verbietet die Einwanderung von Personen, die zur Reise 
Unterstützung erhielten und von denen anzunehmen sei, daß sie die 
öffentliche Mildthätigkeit in Anspruch nehmen würden; ferner ver- 
bietet dasselbe die Einwanderung von Polygamisten. 
3. März. Ein Fleischschaugesetz wird vom Präsidenten 
Harrison vollzogen. 
14. März. (New-Orleans.) 11 Italiener werden ge- 
lyncht; der italienische Gesandte macht dem Präsidenten Harrison 
Vorstellungen wegen des Blutbades. Dieser wendet sich in einem 
Schreiben an Nicholls, Gouverneur von Lousiana, worin er betont: 
er bedauere lebhaft, daß die Bürger von New-Orleans der Lauter- 
keit und Befähigung der Gerichte kein Vertrauen geschenkt und die Entschei- 
dung über eine gesetzlich geregelte Frage dem durch Leidenschaft getrübten 
Volksurteil anheim gegeben hätten. Der Präfident hoffe, daß der Gouver- 
neur ihn bei der Erfüllung der Pflichten der Regierung gegenüber den ita- 
lienischen Unterthanen in der durch die herrschende Erregung hervorgerufenen 
Gefahr unterstützen und daß er die erforderlichen Anstalten treffen werde, 
damit weiteres Blutvergießen verhindert und alle Schuldigen dem Gericht 
übergeben würden. 
Ueber die Veranlassung zu dem Vorfalle wird weiter bekannt, daß 
die Bevölkerung von New-Orleans berechtigt gewesen wäre, das in ihren 
Mauern getriebene Unwesen italienischer Banditengesellschaften, die sich fort- 
während mit Meuchelmorden befehdeten, unerträglich zu finden und eine 
kräftige Abhilfe zu verlangen. Diese Abhilfe hätte der Polizeimeister Henessy 
schaffen wollen und wäre dafür am 15. Oktober v. J. meuchlerisch ermordet 
worden. Dafür wären 11 Italiener verhaftet und am 13. März von den 
Verhafteten 7 vor den Schwurgerichtshof gestellt worden. Die Geschworenen 
hätten 4 der Angeklagten freigesprochen und erklärt, über 3 sich nicht haben 
einigen zu können. Es seien jedoch nicht bloß diese drei, sondern auch die 
vier Freigesprochenen in Haft geblieben und außerdem vier Italiener, denen 
der Prozeß noch gar nicht gemacht gewesen wäre. Diese elf verhafteten Ita- 
liener sind ermordet worden. 
31. März. Der italienische Gesandte Baron de Fava 
überreicht dem Staatsdepartement sein Abberufungsschreiben. 
19. April. (Galveston.) Präsident Harrison hält folgende 
handelspolitische Rede. 
„Wir sind“ so betont der Präsident, „groß und reich genug, um 
unsern Sinn auf größere Unternehmungen zu richten, an welche unfre Staats- 
männer der Vergangenheit noch nicht gedacht haben. Wenn Sie damit zu- 
frieden sind, daß die Nationen Europas den ganzen Handel der südlich von 
uns gelegenen Republiken absorbieren, so bin ich es doch nicht. Dieser Handel 
ist von Rechtswegen unser, und zwar sowohl wegen der Nachbarschaft und 
der bequemen Verbindung, als auch wegen der Sympathie, welche die Hemi- 
sphäre, in der es keine Monarchie gibt, miteinander verbindet. Die Be- 
stimmungen der im letzten Kongreß angenommenen und auf Förderung der 
Gegenseitigkeitsbeziehungen im Handel gerichteten Bill fanden nicht bloß 
meine amtliche Unterschrift, sondern auch schon vorher meine eifrigste Unter- 
 
	        
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