Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Februar 3.—6.) 29
nur geglückt, wenn er durch Sklaven betrieben wurde. (Hört, hört! links.)
Wir werden sehr sorgfältig darin sein müssen, daß wir die Interessen der
an der Küste wohnenden Inder schonen. Wir brauchen die Leute, sie sind
geborene Handelsleute, sie haben Beziehungen bis weit in das Innere von
Afrika, und wir wären nicht im stande, sie zu ersetzen. Wir werden uns
bestreben, ihre Kräfte uns nutzbar zu machen; fürs erste aber werden wir
sie schonen müssen.
Das wäre ungefähr das, was sich von der Sache sagen läßt, und
ich komme nun noch einmal darauf zurück: die Hauptsache ist die Personen-
frage. Es hat mich die warme Anerkennung, die der gegenwärtige Gouver=
neur von Kamerun Freiherr v. Soden hier gefunden hat, gefreut. Wie in
der Vortragsentscheidung, die ich mir zum drittenmal erlaubte anzuführen,
schon gesagt worden ist: Es muß Einer über alle gestellt werden, anders
kann es nicht gehen. Jetzt mußten wir Einen suchen, und ich glaube, darin
werden die Herren mit mir einverstanden sein, es mußte Einer sein, der
fremd hin kam, der mit den Dingen, die da jetzt vor sich gehen, nichts zu
thun gehabt hat, der auch Kenntnis in der Verwaltung tropischer Länder
mitbrachte. Und der einzige Mann, den wir im Augenblick dafür Sr. Ma-
jestät in Vorschlag bringen konnten, war Freiherr v. Soden, der mit so
großem Geschick aus der anfangs auch verzweifselt scheinenden Kolonie Ka-
merun etwas gemacht hat. Herr Frhr. v. Soden ging nun hin, um sich
die Sache anzusehen, und behielt sich seine Entscheidung darüber, ob er das
Kommissorium übernehmen könnte, vor, bis er an Ort und Stelle gesehen
haben würde. Er ist wiedergekommen, keineswegs als Optimist. Er ver-
gleicht manches mit Kamerun, und findet manches in Kamerun besser als
in Ost-Afrika, er findet auch, daß manche Schilderungen, die er vorher ge-
lesen hat, übertrieben sind, er kommt aber doch wieder mit dem Glauben,
daß aus der Sache etwas zu machen ist, und er würde den Auftrag nicht
übernommen haben, wenn er nicht dieser Ueberzeugung wäre.
Es ist nun erwähnt worden das Schicksal der Männer, die bisher
da thätig gewesen sind, des Majors v. Wißmann, des Emin Pascha und des
Herrn Peters. Die Kolonialregierung ist erbötig und wird sich sehr freuen,
wenn diese Herren ihre Erfahrung, ihre Energie weiter der Kolonisation
von Ost-Afrika widmen wollen. Es ist ja in diesem weiten Terrain, das
viel größer ist als Deutschland — davon ist nur ein kleiner Teil bisher
erst bekannt, ein kleiner Teil erst unter deutsche Herrschaft gestellt — da ist
sehr viel Raum, nicht bloß für drei, sondern auch für mehr Männer, die
da arbeiten wollen, sodaß ihre Plazierung nicht die mindeste Schwierigkeit
bietet. Wir müssen nur eine Bedingung stellen, daß sie in letzter Instanz
von dem Gouverneur v. Soden abhängig sind. Ich glaube, die letzten Er-
eignisse werden uns gezeigt haben, wie nötig das ist. Wir können von hier
aus solche Expeditionen ganz unmöglich dirigieren, das kann nur an Ort
und Stelle geschehen; wir sind aber gewillt, die Sache so einzurichten, daß
für die Distrikte, in denen diese Herren wirken, ihnen Herr v. Soden von
den weiten Vollmachten, die er bekommt, so viel delegieren kann, als er für
nötig hält. Ich glaube, daß damit die Herren einen Wirkungskreis be-
kommen, wie sie ihn sich nicht besser wünschen können. Sie treten aus der
Abhängigkeit, in der sie früher gestanden haben, als sie die Expeditionen
ausrüsteten, lediglich in eine Abhängigkeit vom Reich, die nur so weit geltend
gemacht werden wird, daß sie in Bezug auf ihre pekuniären Mittel und in
ihren Ausgaben, die ihnen vorzuzeichnen sind, vom Reich abhängen. Im
übrigen wird man ihnen vollkommen freie Hand lassen.
So gebe ich mich dem Glauben hin, daß wir, wenn wir auf Ost-
Afrika sehen, im Augenblick schon ein Bild vor uns haben, was besser ist