Krankreich. (März 31.) 275
Ordnung der kretischen Frage werde nicht lange auf sich warten lassen.
Deutschland und Oesterreich-Ungarn hätten ihre Truppen aus Kreta zurück-
gezogen. Mittlerweile gewöhne sich Kreta mehr und mehr an die Auto-
nomie. Das Nordgeschwader sei zu Uebungszwecken mobilisiert worden,
und kein Marinesoldat der Reserve sei dazu einberufen worden. Die Be-
ziehungen zu den Mächten seien gut und freundschaftlich. In Afrika habe
die Regierung mit Großbritannien eine sehr heikle Frage zu behandeln.
Aber die Prüfung der Frage vollziehe sich mit Klugheit und Versöhnlichkeit
ohne alle Zwischenfälle. Genaue Vorschläge seien von den beteiligten Na-
tionen geprüft und die Differenzen sehr vermindert worden, welche bis jetzt
eine endgültige Verständigung verzögert hätten. Was China betreffe, so
könnten die Angriffe auf die Integrität desselben vielleicht eine Katastrophe
herbeiführen. Frankreich habe aber die Initiative zu diesen Veränderungen
des status quo nicht ergriffen, sondern unter Berufung auf frühere Ab-
machungen analoge Vorteile verlangt, weil es für die Sicherung Indo-
chinas Sorge zu tragen habe. Es seien Verhandlungen zwischen Paris
und Peking eingeleitet worden, und man dürfe bedeutsame Ergebnisse der-
selben erwarten. So notwendig auch die Verteidigung der besonderen In-
teressen Frankreichs sei, so stehe sie doch hinter der Wichtigkeit der ernsten
Schwierigkeiten zurück, welche die kubanische Frage seit langem biete. Die
ganze Welt verfolge mit gespannter Aufmerksamkeit und Sorge die Ent-
wickelung des Kampfes, der sich auf der Insel abspiele und wünsche sehn-
süchtig das Ende desselben herbei. Die Interessen, welche bereits berührt
oder erst bedroht seien, der Mut oder die Ausdauer, welche entfaltet würden,
alles dieses füge täglich ein neues Element zu dem dramatischen Charakter
dieser Ereignisse hinzu. Die Kammer kenne die Sympathie und die Achtung,
welche Spanien und die Vereinigten Staaten Frankreich einflößten. Auf
der einen Seite alte gute Beziehungen treuer Nachbarschaft, aus Rassen-
verwandtschaft entsprungenes Interesse und schließlich Gefühle der Achtung
für den Patriotismus eines heroischen Volkes, auf der anderen Seite eine
Republik, die mächtige Schwester der französischen, voll Feuer, vertrauend
auf ihre Kraft, welche dringend die Abstellung des Unheils verlange, von
dem auch sie betroffen werde, und das schon seit sehr langer Zeit anhalte.
Das sei die Lage in dem Kampfe, in dem Interessen und Ehre engagiert
seien. Die erste Pflicht der französischen Regierung sei es, den beiden Na-
tionen unaufhörlich den Wunsch auszudrücken, der von allen Seiten geteilt
werde, sie den Würfel bei Seite legen zu sehen, dessen Fall einen blutigen,
furchtbaren Kampf heraufbeschwören könne. Wenn beide Nationen in ge-
meinschaftlicher Uebereinstimmung sichere und unparteiische Freunde suchten,
die ihnen zu einer Beilegung der so schwierigen Frage auf freundschaft-
lichem Wege verhülfen, dann würden sie sehen, daß dieser ihr Wunsch
allenthalben gutem Willen begegne. An Frankreich solle es dabei nicht
fehlen, es hieße aber die nötige Reserve überschreiten, wollte die Regierung
hierüber hinausgehen, und er könne, hier wenigstens, nur den heißen
Wunsch erneuern, daß eine billige Lösung zu stande komme, welche Recht,
Ehre und Freiheit gleichzeitig befriedige und zum Resultat die Aufrecht-
erhaltung der großen Wohlthat des Friedens zwischen den beiden Nationen
habe, welche Frankreich gleich teuer seien.
31. März. (Deputiertenkammer.) Debatte über die zwei-
jährige Dienstzeit.
Im Heeresausschuß beantragen 160 Deputierte die Einführung der
zweijährigen Dienstzeit. Oberst Guérin macht gegen den Antrag geltend:
1. Mit der zweijährigen Dienstzeit würde die Heranziehung tauglicher
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