VII.
Italien.
9. Januar. (Sizilien.) In Caltaragione beschließt eine
Wählerversammlung, eine katholische Partei zu begründen. In
der römischen Frage will sie die Entscheidung dem Papst über-
lassen, aber im übrigen erkennt sie die Verfassung an.
12. Januar. (Palermo.) Ein Crispidenkmal wird feierlich
enthüllt. Der Graf von Turin als Vertreter des Königs und ein
Vertreter des Deutschen Kaisers nehmen teil.
6.—9. Februar. (Genua.) Der Kongreß der Gewerkschaften,
der 350000 Arbeiter vertritt, fordert energische Sozialpolitik, lehnt
aber radikale Kampfmittel wie einen Generalstreik ab.
9. Februar. (Senat.) Der Minister des Auswärtigen Tit-
toni erwidert auf eine Anfrage über die Beziehungen zum Auslande:
Zwischen Italien und Osterreich--Ungarn herrsche aufrichtige Ueber-
einstimmung und volles Vertrauen. Die Beunruhigung der österreichisch-
ungarischen Regierung über die irredentistische Agitation habe bei der
loyalen Haltung der italienischen Regierung aufgehört, die öffentliche
Meinung Italiens werde gegenwärtig allerdings durch zwei Tatsachen be-
unruhigt: durch die Vermehrung der Präsenzstärke in Oesterreich und die
Lage in Mazedonien. Erstere sei laut einer Erklärung Oesterreichs nur
in Hinblick auf etwaige künftige Ereignisse erfolgt. Die Lage in Mazedonien
sei freilich nicht so befriedigend wie im Vorjahre, aber wenn am dortigen
Horizont eine Wolke auftauche, so sei dies nur ein Grund mehr für
Italien, die Beziehungen zu Oesterreich-Ungarn und Rußland, die dort
ein europäisches Mandat hätten, intimer zu gestalten. Mit England be-
stehe völliges Einvernehmen. Deutschland, der Bundesgenosse Italiens,
unterhalte, als Grundlage seiner Politik, gute Beziehungen zu Rußland,
mit dem wiederum das Italien befreundete Frankreich ein Bündnis habe.
10. Februar. Der König beschließt die Errichtung eines
internationalen Instituts zum Schutze des Ackerbaus. Es soll ohne
politische Zwecke die Lage der Landwirtschaft aller Länder studieren
und sich um ihre Hebung bemühen.
Europäischer Geschichtskalender. XLVI. 15