Das Dentsqhe Reithh und seine einzelnen Glieder. (März 15.—17.) 139
gutsbesitzer v. Haza-Radlitz (K.) 13029, Schulz (Sd.) 630 Stimmen.
Klos ist somit gewählt.
15. März. (Preußen.) In der katholischen Kirche St. Paulus
in Berlin-Moabit kommt es zu Unruhen, weil polnisch-sozial-
demokratische Arbeiter Gottesdienst in polnischer Sprache fordern.
Das Zugeständnis, daß jeden Sonntag zwischen 8 und 9 Uhr der
lateinischen Messe eine Predigt in polnischer Sprache folgen solle,
hatte die Polen nicht befriedigt, deshalb störten sie die Messe, drangen
in die Sakristei ein und veranstalteten unter Entfaltung einer pol-
nischen Fahne lärmende Szenen. Als der Kuratus zu einer deutschen
Predigt die Kanzel betrat, wurde er niedergeschrien. Die Vorgänge
crregen bei den Polen überall großes, zum Teil peinliches Aufsehen.
16. März. (Bayern.) Zu dem Streit über die Gewerkschafts-
frage schreibt die „Bayerische Staatszeitung“:
„Die „Staatszeitung“ tritt entschieden für die christlichen Gewerk-
schaften ein. Sie tut dies, weil die christlichen Gewerkschaften, in denen
katholische und evangelische Arbeiter ohne Rücksicht auf die Konfessions-
zugehörigkeit wirtschaftlich organisiert sind, diejenigen Arbeiterorganisationen
darstellen, die nach Mitgliederzahl und Entwicklungsfähigkeit als ernst zu
nehmende Gegner der sozialdemokratischen freien Gewerkschaften zu erachten
suund. Eine Sprengung der christlichen Gewerkschaften ließe befürchten, daß
ein sehr beträchtlicher Prozentsatz ihrer Mitglieder in die Zwangslage ver-
sebt würde, sich zur Sicherung ihrer wirtschaftlichen Interessen den freien
Gewerkschaften und damit der Sozialdemokratie anzuschließen. Die christ-
lichen Gewerkschaften haben mit Klugheit und Festigkeit ihre Existenz bisher
behaupten können. Ihnen in dem nicht leichten Kampf beizustehen, den sie
um ihren Bestand und ihre innere Geschlossenheit führen, ist eine staatliche
Notwendigkeit. Daß, wer die christlichen Gewerkschaften unterstützt, hierbei
sich gegen gewisse Eifererkreise wenden muß, die glauben päopstlicher sein
zu müssen als der Papst, ist selbstverständlich. Man sollte glauben, die
Unterstützung, die die „Bayerische Staatszeitung“ den christlichen Gewerk-
schaften leiht, würde die Sympathie aller Rreise finden, die gewillt sind,
das Ihre dazu beizutragen, daß die Konfessionen in Deutschland in Frieden
miteinander leben.“
16.—19. März. (Preußisches Abgeordnetenhaus.) Be-
ratung des Eisenbahnetats. Grundsätzliche Erörterungen über das
Verhaltnis der Einnahmeüberschüsse aus den Staatseisenbahnen
zu den Staatsfinanzen.
17. März. Reichstagsersatzwahl im 14. sächsischen Wahlkreise
Borna-Rochlitz. Es erhielten Parteisekretär Ryssel-Leipzig (Sd.)
12077, Generalleutnant z. D. v. Liebert-Berlin (Rp.) 8641, Kauf-
mann Nitzschke-Leutzsch (Nl.) 6519 Stimmen. Es findet Stichwahl
zwischen Ryssel und von Liebert statt.
17. März. (Hessen.) Nach längeren Verhandlungen wird die
von der Regierung vorgelegte neue Besoldungsvorlage mit den von