Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreiunddreißigster Jahrgang. 1917. Erster Teil. (58a)

136 Beutsches Reich Februar 17.) 
Arbeit verrichten, eine Arbeit, ebenso hart und ebenso wichtig wie die Arbeit 
des Landwirts. Es gilt, ihre Arbeitskraft durch ausreichende Ernährung 
zu erhalten. Diese Pflicht, diese Notwendigkeit muß Tag und Nacht einem 
jeden vor Augen stehen, der in der glücklichen Lage ist, über den eigenen 
knappen, dem Kriege angemessenen Bedarf hinaus über eigene Bestände zu 
verfügen. Wer gibt, was er irgend entbehren kann, der hilft, unsere Schlachten 
schlagen; wer zurückhält, der hilft dem Feind. Wir sind auf dem Wege, 
planmäßig durch eine über das ganze Land zu erstreckende Organisation 
die Ablieferung der entbehrlichen Erzeugnisse zu befördern. Aber die besten 
Maßnahmen und die vollkommenste Organisation kann nur dann wirksam 
werden, wenn alle in Stadt und Land von der Ueberzeugung durchdrungen 
sind, daß es jetzt ums Ganze geht, daß von jedem das Höchstmaß an 
Leistungen und Opfern verlangt werden muß, um in dem großen Ent- 
scheidungskampf den Sieg zu erringen. M. H.1 Ich weiß, daß Ihre Ver- 
handlungen von diesem Verständnis getragen sein werden. Ich bin über- 
zeugt, daß Sie alles tun werden, was in Ihrer Kraft liegt, um dieses 
Verständnis überall draußen im Land zu fördern und zu steigern. Die 
deutsche Landwirtschaft wird den Kampf mit dem britischen Acker im rechten 
Geist, in voller Tatkraft und im entschlossenen Opferwillen durchkämpfen, 
denn sie wird mit unserer Industrie, mit unserem Heer, mit unserer Flotte 
das Lepte und Beste an die große Entscheidung setzen. Wenn alle ihre volle 
Schuldigkeit tun — und der Deutsche tut seine Schuldigkeit —, dann werden 
wir das Jahr 1917 zur Weltenwende gestalten, dann wird das Jahr 1917 
die britische Seetyrannei zerbrechen und dem deutschen Volke die Tore einer 
freien und großen Zukunft aufmachen. 
Nach Erledigung der geschäftlichen Angelegenheiten beginnen die Be- 
ratungen über die Aufstellung eines Kriegswirtschaftsplanes für das 
Erntejahr 1917/18. Die vorliegenden Kommissionsanträge finden die 
Billigung der Versammlung. 
Die Anträge lauten in den Hauptpunkten: Die 45. Plenarversammlung 
des D. L. R. wolle erklären: 1. Für die einheimische Landwirtschaft ist es 
die erste und wichtigste Aufgabe und Pflicht in diesem schweren Kampfe, 
unverzagt und unverdrossen bis zum endgültigen Siege durchzuhalten und 
durch eine aufs höchste gesteigerte Erzeugung dafür Sorge zu tragen, 
daß dieses Ziel erreicht wird. 2. Der D. L. R. steht nach wie vor auf dem 
Standpunkt, daß eine Zwangsregelung der Erzeugung unter allen 
Umständen zu verwerfen ist, da sie ohne jeden Zweifel nicht fördernd, son- 
dern hemmend wirken würde. Die Zwangsbewirtschaftung landwirtschaftl. 
Erzeugnisse von einer Zentrale aus, wie sie jetzt von den Kriegsgesellschaften 
in Berlin in ausgedehntem Maße stattfindet, hat sich vielfach nicht bewährt. 
Sie führt zu einer sachlich nicht begründeten Verteuerung der Erzeugnisse 
und läßt häufig die Ware vom Markte verschwinden, ohne die Zuweisung 
bestimmt zugesicherter Mengen zu gewährleisten. Gewaltsame Eingriffe in 
die Einzelwirtschaft haben oft auch im Interesse der Verbraucher schädigend 
gewirkt. Es ist dahin zu streben, daß die Bewirtschaftung mehr den 
einzelnen Gemeinden und ihren wirtschaftl. Organisationen überlassen 
wird, die am besten in der Lage sind, einerseits die auf die Gemeinde ent- 
fallende Gesamtmenge auf die einzelnen landwirtschaftl. Betriebe nach ihrer 
Leistungsfähigkeit umzulegen, andererseits die Ware billiger zu erfassen. 
Zu diesem Zweck ist in jeder Gemeinde ein Ausschuß aus landwirtschaftl. 
Besitzern zu bilden. 3. Es ist dringend zu fordern, daß sobald wie möglich, 
spätestens Ende Februar oder Anfang März, der Wirtschaftsplan für 
das Erntejahr 1917/18 bekanntgegeben wird. In diesem sind, um unter 
allen Umständen den ausreichenden Anbau der notwendigsten Erzeugnisse
	        
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