128 Portugal. (Juli 28. — Aug. 8.)
fühlen geleitet. Die gegenwärtige Verfassung werde bis zur Revision durch
das Parlament in Kraft bleiben. Während seiner Amtszeit sei die Orduung
wieder hergestellt und die wirtschaftliche Lage Portugals gefestigt worden.
Ueber die auswärtige Lage erklärt P., Portugal habe seine Verpflichtungen
gegenüber den Alliierten und besonders gegen England in loyalster Weise
erfüllt. Die Regierung sei augenblicklich damit beschäftigt, die Mitwirkung
Portugals am Kriege in größerem Maßstabe zu organisieren. Die Bezie—
hungen zu den Neutralen, besonders Spanien, seien ausgezeichnet. Die Wieder-
herstellung der diplomatischen Beziehungen zum Heiligen Stuhle sei not-
wendig gewesen, um berechtigte Forderungen der Katholiken zu befriedigen.
28. Juli. Die engl. Regierung erhebt auf die Zusage Portugals,
sich stärker an den Leistungen für den Krieg zu beteiligen, die Ge-
sandtschaft in Lissabon zur Botschaft.
3. Aug. Verzicht auf die Kapitulationen in Marokko.
Das span. „Amtsblatt" veröffentlicht den Wortlaut einer in Lissabon
unterzeichneten Erklärung, durch die die portug. Regierung auf die Kapitu-
lationen in der span. Zone von Marokko verzichtet.
8. Aug. Manifest der Radikaldemokraten.
Als Erwiderung auf eine Regierungserklärung in der Kammer-
sitzung v. 1. Aug., worin diese die durch die Dezemberrevolution des Vor-
jahres gestürzten Machthaber und die Führer der Radikaldemokraten für
die Niederlage an der Lys (s. Kriegschronik) und damit indirekt für die
aktive Kriegsbeteiligung mit allen ihren verhängnisvollen Folgen verant-
wortlich macht, veröffentlichen die Radikaldemokraten ein Manifest
an das Volk, worin es heißt: Die port. republ. Partei hat seit Ausbruch
des Weltkrieges eine Politik befolgt, die mit unserem vielhundertjährigen Bünd-
nis, mit dem port. Prestige und mit der Verteidigung unseres weiten Kolonial-
reiches am besten zu vereinigen war; sie hat immer nachdrücklich die Not-
wendigkeit betont, daß wir uns nach Friedensschluß einen Platz erobert
haben müßten, der uns die Sicherung unserer Kolonien wirklich verbürge.
Die loyale Erfüllung unserer Bündnispflichten gegen England zog die
deutsche Kriegserklärung nach sich; auf die ehrenvolle Einladung Englands
folgte unsere militärische Beihilfe auf den europäischen Schlachtfeldern.
Kraft unserer Beharrlichkeit, unserer Treue und unserer klaren Erkenntnis
der vaterländischen Interessen kam unsere aktive Kriegsbeteiligung zustande,
wodurch Portugal in eine so glänzende Lage rückte, wie sie selten in unserer
Geschichte verzeichnet werden konnte. Wenn eines Tages sich die Geheim-
archive öffnen, wird die Nachwelt allen denen Gerechtigkeit widerfahren
lassen, die es verstanden, ihr Vaterland zu erheben und zu Ehren zu bringen.
Bei den verfassungsmäßigen Parteien der Republik herrscht nur der eine
Gedanke, wie er von Portugiesen und Republikanern gefordert wird: die vom
Vaterlandeübernommenen Verpflichtungen hochzuhalten. Auch die Dezembristen
hatten diese Verpflichtungen. Wie haben sie nun diese Verpflichtungen erfüllt?
Darüber gibt uns Gen. Gomez da Costa Aufschluß, als er für das Unglück
an der Lys die Schwächung seiner Division verantwortlich machte, in der,
vier Monate nach der „Dezemberrevolte“, 139 Offiziere und 5792 Mann
fehlten; d. h. die Dezembristen haben es in vier Monaten ihrer Regierung unter-
lassen, den monatlichen Nachschub von 35 Offizieren und 1448 Mann an
die Front zu schaffen. Daher die bekannten Folgen. Hierbei ist festzustellen,
daß die bereitstehenden Truppen, die abrücken sollten, um den Effektivbestand
an der Front zu ergänzen, von den Dezembristen zurückgehalten wurden,
aus Gründen, die sie bis heute mit billigen Vorwänden verschleiert haben.